Gespräch zwischen Zoe und Régicite über Atra

Zoe nimmt in einem ruhigen Moment Regicite zur Seite und deutet ihm auf einen Sessel auf der begrünten und am Abend langsam kühler werdenden Terrasse der Prinzessin.

„Wir müssen über etwas sprechen, das mir klar wurde, als ich Atra meinen Körper geliehen habe. Ihr beiden seid unfassbar wichtig für einander und vielleicht ist die Geschichte, die deine Tochter dazu erzählt hat, auch ein großer Schlüssel. Mich würden sehr deine Gedanken dazu interessieren. Aber zuerst zu meinem Anliegen. Wie in jeder Beziehung gibt es zwischen euch Missverständnisse. Atra hat mir gegenüber schon ein paar mal abschätzige Gedanken in deine Richtung durchsickern lassen, einmal konnte ich es richtig deutlich spüren. Bisher wollte ich dir das nicht sagen, weil ich es noch nicht verstanden habe und weil ich nicht wollte, dass es dich verletzt. Jetzt weiß ich aber, wo es her rührt. Atra wünscht sich mehr Respekt von dir. Sie ist aber so stolz, dass sie dir das nicht sagen kann und deshalb ihr Gefühl von Respektlosigkeit an dich zurück gibt. Sowohl das Gemälde, dass du dir einmal ausgesucht hast, als auch das Einritzen ihrer Zeichen war für sie eine große Unverschämtheit und Anmaßung. Ich weiß nicht, ob sonst noch etwas zwischen euch vorgefallen ist. Mein Gefühl ist, bitte Sie im Sandorakel um Verzeihung und zeige ihr Achtung und Wertschätzung, dann wirst du genau das auch von ihr zurück bekommen und wieder auf deinen Weg zurück finden.“


Als Zoe redet, hört Bazut ihr aufmerksam zu, zwischenzeitlich lächelt er, als ob er Zoes Worte alte Erinnerungen wachrufen. Dann schüttelt er reumütig den Kopf:

„Ich dachte eigentlich, das wir über diesen Punkt schon hinaus sind…aber scheinbar…

Das Problem, das ich sehe, ist, das Atra sich als die Schicksalslenkerin sieht…oder die sie vielleicht auch ist? Man sie jedoch gezwungen ist, sich selbst ihren Regeln zu unterwerfen oder gar noch schlimmer, wenn jemand ihre eigenen Lektionen gegen sie anwendet…das gefällt ihr nicht. 

In unsere Beziehung hat Atra steht versucht, die Oberhand zu behalten, zu lehren, zu Unterrichten, aber niemals zu viel, so das sie immer die Kontrolle hat. Bis zu einem gewissen Punkt wäre das in Ordnung, aber das hat mehrfach dazu geführt, das ich etwas getan habe, das sie, wie du sagt, für respektlos hält. Ich habe aber lediglich so gehandelt, wie sie mir aufgetragen oder mich gelehrt hat. Alle Beleidigung rührt daher, das ich dadurch unwissend immer näher auf die Verbindung zwischen uns beiden gestoßen bin. Und da es keine Zufälle gibt, bedeutet es, dass sie somit eben nicht die Kontrolle hat, sondern genau so in der Pflicht steht. 

Aber nach unserem letzten Treffen, das zwischenzeitlich sehr hitzig war, dachte ich, dass wir an einem guten Punkt angekommen sind. Leider hatte ich noch immer das Gefühl, dass sie mir Dinge verheimlicht, die ausgesprochen sein müssen. Offenbar hatte ich recht.

Und hier ist das Problem. Abgesehen davon, dass ich das Sandorakel nicht für den besten Platz halte, gibt es wenig, was ich gerade tun kann. Ich bin ihr immer mit Respekt und Achtung begegnet und habe ihr Freiraum und Privatsphäre eingeräumt, die ich keinem anderen gegeben habe. Ich habe ihre Respektlosigkeit und ihren Mangel an Dankbarkeit mir gegenüber immer entschuldigt, nicht weil ich es musste oder weil ich versucht habe, meinen Ärger deswegen zu unterdrücken. Für mich war es ein Teil ihres Wesen, das Auszuhalten war meinen Entscheidung.

Und ich habe ihr niemals meinen Willen aufgezwungen, trotz der vielen Gelegenheiten, die ich dazu hatte.  Ich hatte lediglich die Hoffnung, dass sie eines Tages von selbst entscheiden wird, damit aufzuhören… dass sie akzeptieren kann, das wir uns auf Augenhöhe begegnen.


Zoe spürt ihr eigenes Verständnis für Regicits Situation und gleichzeitig etwas wie Atras Wut in ihr auflodern. „Weißt du, dass sie versucht, die Oberhand zu behalten, ist nun einmal auch in der Natur der Sache begründet. Du bist mit ihr einen Bund eingegangen. Doch steht sie auf einer anderen Ebene als wir. Ich glaube, das zeigt die Geschichte, die sie deiner Tochter erzählt hat, ganz gut. Sie ist die Eidgöttin, du der Soldat. Verbunden, sich wertvoll und dennoch gibt es da riesige Unterschiede. Ich denke deshalb erwartet sie auch deutlich mehr Respekt als sie wiederum zurück gibt. Ich will das nicht werten, ich will dir nur mein Gefühl dazu mitteilen.“


Regicite: „Die Eidgöttin und der Leibwächter…aber wer ist hier der die Oberhand hat? Vielleicht ist es eben keiner. Ich fürchte, dass ich Atra nicht helfen kann, wenn sie nicht bereit ist, wenigsten für sich selbst, zuzugeben, dass sie meine Hilfe braucht.“

Zoe: „Regicite, für ein so stolzes Wesen hat sie das bereits. Indem sie deiner Tochter diese Geschichte erzählt hat.“

Sie steht auf, legt ihm die Hand auf die Schulter und geht nach drinnen, um ihm bewusst noch etwas Raum zum Nachdenken zu geben.