Operation Stocktaking

Am 10. Oktober 2073 hatte die SFG 77 das Tal der bunten Steine dem aktuellen Kenntnisstand nach betreten. Erst am 31. Oktober sollten sie es wieder verlassen. Drei Wochen verlorene Zeit. Was war geschehen? Gefangen in der archaischen Zeitblase, hatten sich Tage wie Monate angefühlt und als man aus den letzten erwachten Bäumen des Tals hinausgetreten war, da fühlte es sich an wie ein Eintritt in eine neue Welt. Die Sonne wurde greller, die Hitze wieder drückender. Das Tal hatte die SFG freigegeben, doch jetzt hieß es sich mit der aktuellen Lage zu arrangieren. Operation Stocktaking hatte zuersteinmal ein ganz banales Ziel: Zusammentragen, was die drei Wochen überlebt hatte, und die Lage in Dahomey klären.

Die Entkommenen

Der Lieutenant, Sergeant Norge, Negative, Copper und Chief Miller sind aus dem Tal erschöpft oder leicht verletzt zurückgekehrt. Chief Hillers Leichnam wurde im oberen Bereich des Tals mit gut zehn weiteren Toten zurückgelassen. Die SFG 77 hat zudem sechzehn weitere Personen aus dem Tal hinausgeführt, darunter ein Gefangener. Die meisten der Personen kommen aus der Siedlung Nakatombe. Die Herkunft von Rafik und Tukka ist weiterhin unklar. Alles spricht dafür, dass sie bereits vor dem 10. Oktober 2073 im Tal der bunten Steine gelebt haben.

Gerüchte und Gewissheiten

Die Gruppe der Geretteten hat langsam die krassesten Fehlwahrnehmungen aus der „prähistorischen Phase“ überwunden und blickt nun furchtsam nach vorn. Die meisten hatten wohl das Verlassen des Tals der Bunten Steine mit ihrer Rettung gleichgesetzt. So langsam wächst das Bewusstsein, dass dem nicht so ist. Aus der Gruppe ist ein Konsens darüber entstanden, dass es am 10. Oktober 2073 zu Kampf- vielleicht sogar zu Kriegshandlungen zwischen Dahomey und Nigeria gekommen ist. Die SFG 77 schätzt einige der geschilderten Erinnerungen als Luftschläge oder Einsatz von Marschflugkörpern ein. Dass Nakatombe aufgrund einer akuten Bedrohungslage am 10. Oktober evakuiert werden sollte, ist ebenfalls breit geteilte Ansicht. Im Zuge dessen kam es ja dann zur Entführung des Busses und zu dem versuchten „Sklavenverkauf“.

Alle scheinen sich noch gut daran zu erinnern, was in den drei Wochen letztlich passiert ist und insbesondere gegen Negative, Norge und Régicide gibt es sehr starke Vorbehalte, die nur durch die allgemeine Notlage übertünscht werden. Negatives zunehmend befremdliches Äußeres schürt die Bedenken.

Negatives aktueller Zustand

Coppers vermittelndes Eingreifen hat insbesondere die Zwerge der Gruppe beruhigen können, was ein wichtiger Schritt gewesen war. Wie sich die Stimmung entwickeln wird, wird wohl ganz stark von den Entwicklungen der nächsten Stunden – und der Aussicht auf nachhaltige Errettung – abhängen.

Die Bemühungen der SFG 77, ihre militärische Expertise vor den Geretteten zu verbergen wird zunehmend sinnloser. Der Kampfplatz, Erinnerungen an die Befreiung aus dem Bus, Norges Expertise in der Waffenwartung, das koordinierte Vorgehen insgesamt – all das macht die Tatsache, dass die SFG 77 militärisch geschult ist, zu einem offenen Geheimnis. Bisher hat niemand der Geretteten dieses Thema in den Mittelpunkt gerückt oder eine Erklärung gefordert.

Aktuelles Lager

Der Eingang zum Tal der bunten Steine ist ein wildes und bewaldetes Gebiet, zu dem eine unbefestigte Straße führt. Am Ende der Sackgasse liegt ein planiertes Areal von gut 200 x 200 Meter, das früher vielleicht einmal industriellen Zwecken diente. Dort, umfasst von dichtem Baumbestand aber befreit vom undurchdringlichen Unterholz wie es im Tal zu finden war, liegen die Trümmer des halb verbrannten Busses, mit dem Mercenary Inc. gefangene Dahomee von Nakatombe abtransportierten. Neben einigen Leichen und dem Rest des Buses finden sich vor allem einige Habseligkeiten – der SFG 77 oder von anderen – sowie der leicht derangierte Hauler Van des Teams.

Die Trümmer des verbrannten Busses taugen zum Teil als Unterschlupf vor Regen oder Sonne für die Gruppe der Geretteten. Nahrung ist zunehmend ein Problem. Es scheint, als habe die Gruppe mit dem „Erwachen“ viele Grundfertigkeiten der archaischen Lebensbewältigung wieder eingebüßt.

Lichtung am Eingang zum „Tal der Bunten Steine“

Material und Ausrüstung

Wenn man alles auf einen Haufen wirft, dann ergibt sich eine bunte Mischung aus dem Lagerbestand der SFG und den geborgenen oder entwendeten Gegenständen aus dem Tal der bunten Steine. Diese Liste stellt den status quo dar und ist relativ umfassend. Nicht berücksichtigt ist die spärliche Habe einiger Geflüchteter, wie etwa private Telefone, primitive Werkzeuge, Schmuck etc. Noch immer ist unklar, wo Teile der Ausrüstung geblieben sind, von der man eigentlich annimmt, dass die SFG 77 sie von Moskuwa mit in das Wahlgebiet Tembe geführt hat.

Der Karu Hauler Van ist leicht beschädigt und war gut drei Wochen der Witterung ausgesetzt. Er hat ein Einschussloch in der Windschutzscheibe, einige Dellen und möglicherweise einen leichten Unterbodenschaden. Der Van ist von dem planierten Areal abgekommen und hängt in kleinen Bäumen und Unterholz quasi in der Luft. Mit vereinten Kräften und der Kettensäge scheint er aber befreit werden zu können. Die aktuelle Tankfüllung reicht für gut 50km bei sparsamer Beladung. Der Innenraum des Vans wurde von Ungeziefer erobert, aber viele wertvolle Ausrüstung ist unbeschädigt geblieben. Es wirkt, als wäre der Van durchsucht worden, aber es ist nicht ganz klar, was vom Team und was vielleicht von anderen entfernt wurde.

Die gesamte Gruppe von Flüchtlingen und Team ist sehr heruntergekommen. Viele tragen nur noch Erinnerungsstücke ihrer alten Kleidung. Felle und Leder, Baströcke, Körperbemahlungen, Blut und sogar Pflanzengeflechte lassen die Gruppe wie Überlebende auf Robinsons Insel erscheinen. Im Van sind vier Sätze ziviler Kleidung in gutem Zustand (von denen sich Norge bereits eine angezogen hat).

Unter den Fundstücken sind zahlreiche Erkennungsmarken von Personal der Mercenary Inc. sowie einige Credsticks. Copper konnte zudem Headware von einer verbrannten Leiche bergen.

Mobilfunknetz und Telekommunikation

Der Rückfall in prähistorische Zeiten hat vielen aus der Flüchtlingsgruppe komischerweise ihre Smartphones gelassen. Gut zehn Geräte wurden als Schmuck, Fetische oder Werkzeug durch die drei Wochen gerettet. Davon sind ein paar funktionsfähig geblieben. Recht schnell ist aber klar geworden, dass alle Mobilfunknetze faktisch tot sind. Das gilt auch für das private Netz für das Satellitentelefon von Abita Tómerres, das in der Nähe des verbrannten Busses gefunden wurde. Die Gruppe der Geretteten teilt die Ansicht, dass es sich nicht um ein Problem der abgelegenen Lage handelt. Man ist beunruhigt, dass die Mobilfunknetze möglicherweise abgeschaltet oder sogar zerstört wurden.

Funkfrequenz 199,8 MHz

Negative braucht nicht lange um festzustellen, dass sich abgesehen von sehr wenigen Telemetriedaten von Industrieanlagen nur eine einzige, Funkfrequenz im Äther befindet, die sich vom improvisierten Lager aus aufschnappen lässt. Es ist eine unverschlüsselte Endlosschleife, die sich in Englisch, Französisch und Hausa wiederholt. Der Sprecher ist offenkundig kein professioneller Moderator, der die Botschaft wahrscheinlich abgelesen hat.

Sprachphänomene

Schon wenige Stunden nach dem Verlassen des Tals wurde bemerkt, dass nicht mehr jeder mit Tukka und Rafik sprechen konnte. Definitiv ging mit der Zeit im Tal eine wundersame Verständigungsfähigkeit einher. Leider fehlt es an Sprachwissenschaftlern, aber die SFG 77 ist dank Zoé, Régicide und Negative der Ansicht, dass einige in der Gruppe nach wie vor einen primitiven, westafrikanischen Dialekt sprechen und verstehen können. Manche haben diese Fähigkeit innerhalb weniger Stunden eingebüßt! Aber wenn man will und daran festhält, vielleicht kann man diese Sprachfähigkeit mit etwas Glück und Karma retten?

Erkennungsmarken der involvierten Mercenary Inc.

Copper konnte bisher zwanzig Erkennungsmarken von Soldaten der Mercenary Inc. sicherstellen, von denen eine direkte Verwicklung in die Geschehnisse um das Tal der bunten Steine beziehungsweise den mutmaßlichen Sklavenhandel offenkundig ist. Die kleinen Chips lassen ohne spezifisches Lesegerät den Namen, Rang und die Blutgruppe erkennen. Sicherheitsrelevante Informationen, wie etwa Einheit, Zuordnung, Aufgaben oder Vorgesetzte, sind nicht von den Marken zu erwarten.

Ergebnisse

Luftbild Nakatombe

Nakatombe ist eine überschaubare Siedlung. Auffälligstes Merkmal ist der Gartenturm für die erwachte Pflanze „Teneresk“. Gewächshäuser, eine Verarbeitungsanlage für Bioprodukte, Bewässerungsanlage, Kühllager und der Erntehof für die Schwemmfelder machen das Herz der Siedlung aus. Daneben gibt es Maschinenhangars, Werkstätten, eine Veterinärstation, einen Fahrzeughof, traditionelle und moderne Wohnanlagen sowie ein paar Modulwohnungen für Saisonarbeiter und Gäste. Das gemeinschaftliche Leben hat sich um ein paar Gebäude herum zentriert, zu denen die Siedlungsverwaltung, ein kleines Einkaufzentrum, eine Bürgerhalle und die Lokalbüros einiger Konzerne gehören. In Nakatombe wohnten dauerhaft zwischen fünfzig und achtzig Personen. Für Metas aus der Sechsten Welt dürfte die Präsenz frischer, natürlicher Lebensmittel am bemerkenswertesten sein. Neben Teneresk gibt es in den Gewächshäusern Obst, Gemüse und eine lokale Frucht namens „Pan Pan“. In den urbanen Metropolen der Welt wären diese Naturschätze Gold wert. Nur ein Bruchteil dieser natürlichen Ernten sind für den Export bestimmt und werden dementsprechend außerhalb von Dahomey als Luxusgüter gehandelt. Der ehemalige Siedlungsvorsteher, Moko Mabotou, der die SFG 77 nach Nakatombe begleitet hat, kann viele wertvolle Informationen über die Siedlung geben und ist insgesamt sehr kooperativ.

Die SFG 77 hat sich entschieden in die Lage vor Ort einzugreifen und die Schrottsammler proaktiv zu kontaktieren. Gemeinsam wurde die Miliz überwältigt und die Gefangenen befreit. Neben acht Männern, zwei Frauen und zwei Kindern der Igbo aus der Grauen Zone wurden somit auch die Schrottsammler befreit. Die Gruppe besteht aus sieben Personen, deren Anführer ein Elf namens Marun ist. Die Magierin Kate wurde von der Miliz schwer verletzt und durch Norge einer Operation unterzogen. Die anderen fünf sind der Zwerg Boston, ein Ork namens Lomo, die Jägerin Christie sowie Lia und Wasotu. Die Gruppe kommt scheinbar aus der Wüste im Norden und führt interessantes Bergungsgut mit sich. Als die Schrottsammler merken, dass sich Copper auch so manche Dinge unter den Nagel reisst, kommt schnell das Wort „Tauschhandel“ auf den Tisch. Die Gruppe um Marun ist der SFG 77 im Moment gewogen und man bietet an zu handeln, sobald sie ihr Fahrzeug nach Nakatombe geführt haben.

Coppers umsichtige Bergung einiger informationskritischer Objekte aus dem Besitz der verbrecherischen Miliz umfasst bisher vor allem ein militärisches Karten-Tablet, Notebooks, deaktivierte Mobiltelefone sowie eine gedruckte Information zu einer Kontaktfrequenz (13,6 GHz) nebst Zeitfenster (02.11.2073, 0400-0800). Ein Simsense-Deck mit einigen Chips ruft vielleicht Erinnerungen an kürzlichen Erfahrungen mit BTL hervor. Darüber hinaus gibt die Miliz wenig über sich preis. Zwei Personen haben den Angriff der SFG 77 überlebt, sind aber bewusstlos. Deutlich irritierend dürfte ein Köfferchen mit afrikanischem Schmuck aus Klauen, Zähnen und Elfenbein sein, das Copper geborgen hat. Und dann war da noch der Art Schrein, in dem sich tierische – und ein Teil einer menschlichen – Leber befanden.

Norge kann sich nach dem Einsatz vergewissern, dass es tatsächlich der AIM MATTERS Fußball aus dem Van ist, der auf dem Hangarplatz achtlos herumlag. Irgendwie muss dieser Ball in den letzten 21 Tagen vom Ort der Gefangenenübergabe nach Nakatombe gekommen sein.

Copper hat noch im Lager vor dem Tal der bunten Steine Interviews mit den Geflüchteten aufgezeichnet und somit deren Erinnerungen an die Entführung und die Zeit im Tal der bunten Steine dokumentiert. Copper schließt aus den Schilderungen und seinen Erfahrungen mit organisierter Kriminalität, dass die Entführer bewusst alleinstehende und ungebundene Personen mitgenommen haben; alle Entführten sind mehr oder weniger ungebunden. Alle Gefangenen wurden im Bus mit einem Meditool nach Impfstatus und Blutgruppen geprüft und ihrer Krankengeschichte befragt. Die Fesselung und die Übergabe geschah dann sukkzessive und ohne viel Aufleben, so dass sich erst sehr langsam das Bewusstsein einschlich, entführt worden zu sein. Außerdem wurde von den Entführten im Bus abgefragt, über welche Berufe und Ausbildungen die Einzelnen jeweils verfügten. Besonderes Interesse galt Personen mit Erfahrungen im Bereich moderner Agrartechnik, aber niemand wurde nach privaten Kontaktpersonen oder Firmendaten gefragt. Aus den vielen kleinen Einzelberichten zieht Copper den Schluss, dass die Entführer a) gezielt an gewissen Kompetenzen interessiert waren; b) die Zielgruppe weniger zufällig entführt wurde, als es zu Beginn den Anschein gemacht hatte; c) der Schlepperweg möglicherweise weit aus der Region hinaus führen sollte, da lokaler Impfschutz bei Bewohnern von Nakatombe vorausgesetzt werden durfte; d) eine Erpressung oder Geiselnahme nicht intendiert war, da man dahingehend keine Informationen abgefragt hat. Nicht einmal die SIN wurden geprüft. Das alles riecht für Copper nach ernstem Menschenhandel, der möglicherweise transnational angebunden ist. Vergleichbare Fälle kennt man aus der Konzernwelt, wenn gezielte Kompetenzen entführt werden. Das betrifft dann aber meistens Top-Forscher oder Insider, nicht Fußvolk und einfache Techniker. Jedenfalls ist klar: es muss eine konkrete Nachfrage geben, sonst würde man die Leute nicht entführt haben wollen.

14 Gedanken zu „Operation Stocktaking“

  1. Die Lichtung scheint ruhig und verlassen. Der Platz ist mit Schotter bedeckt, welcher – vermutlich unter tatkräftiger Mithilfe von diveresen potenten Herbiziden – im Moment noch ausreicht, dass der Dschungel sich dieses Platz noch nicht zurück erobert hat. Ein paar modulare Wohncontainer, Unterstände und Lichtmasten verteilen sich auf der freie Fläche, der Verfall der rostende Überreste geben aber Zeugnis davon, dass dieser Ort seit Jahren aufgegeben wurde.
    Zumindest bis vor Kurzem. Das Wrack des Überlandbusses in der Mitte der Lichtung kann nicht älter als eine paar Wochen sein. Der Geruch von Verwesung liegt über dem Ort, schon aus der Ferne kann man Überreste von einem Dutzend Leichen erkennen, größtenteils von Tieren und Ungeziefer stark entstellt.

    Die Gruppe hat in 500 m Entfernung halt gemacht; und während die Zivilisten sich im Unterholz verbergen, schleicht sich das Team langsam voran, um dem den Platz zu observieren. Über ihr Riggerdeck empfängt Zoe die Signale ihrer Dronen, alle jedoch nicht einsatzbereit. Während die meisten im Low Battery Stand By Modus sind, meldet der große Quadcoptor einen Beschädigung und Notlandung. In einem dichten Gestrüpp am abseits gelegenen Rand der Lichtung steht, scheinbar außerplanmäßig in diese Position gebracht, der Van des Teams.

    Nachdem die Lage sondiert und die Situation überschaut wurde, ist es Zeit für Stocktaking!:
    „Wir müssen wissen, was passiert ist, im Kleinen, also bei unserem Angriff auf die Sklavenhändler – und im Großen, also die politische Lage in der Region und die Entwicklung der letzten Wochen!“
    Régicide wirkt ausgezehrt, die letzten Wochen sind ihm hart an die Substanz gegangen. Besonders merkt man, dass in ihm ein Feuer geschürt wird, welches er aber hart unter Kontrolle hält. Er ist wütend, unglaublich wütend. Der Kontrollverlust ist etwas, was er nicht einfach vergessen wird, nicht vergessen will… nicht vergeben wird. Solle es sich herausstellen, dass es einen dunklen Geist in diesem Tal gibt, der sich ihrer bemächtigt hat…wird das Folgen haben.
    Für den Moment sind aber andere Sachen wichtiger! Lage, Personal, Ausrüstung, Plan!:
    „Zoe, versuch so viel wie möglich an Daten von deinen Dronen einzuholen und ggf. so genau wie möglich ihrer Standort auszumachen.
    Philippè, stell den Funkmast auf, das macht es auch für Zoe leichter und dann suche mir alles, was gerade über den Äther geht.“
    Er schaut zu Norge und Copper: „Sichert die Gegend und halte ein Auge auf die Gruppe sowie den Gefangenen. Was wir mit dem machen sollen, weiß ich noch gar nicht. Vielleicht könnt ihr ja von den Leuten schon ein paar Sachen erfahren, zum Beispiel, an was sie sich noch Erinnern können und wie weit es von hier nach Nakombe ist.
    Ich werde jetzt versuchen, mich soweit zu konzentrieren, dass ich unsere Spuren, die wir vor drei Wochen von hier im Tal hinterlassen haben, nachzuvollziehen, um unsere Ausrüstung wieder zu finden.“
    Er nickt den anderen zu und macht sich an die Arbeit!

  2. Vermutlich war Negative noch nie so nahe auf Tuchfühlung mit seiner Herkunft wie jetzt. Die Kreise und Brandings in seinem Gesicht hatten sich geschärft und vertieft. Die archaische Sprache hatte sich bei ihm vielleicht etwas tiefer festgesetzt als bei den anderen, jedenfalls versuchte er zwanghaft, sie vor dem Vergessen zu bewahren, indem er versuchte, oft mit Rafik und Tukka zu reden. Der Kontrollverlust, der insbesondere und offensichtlich dem Leutnant schwer zu schaffen machte, schien ihm – und ein Teil ihn ihm fand das so besorgnisserregend wie befremdlich – wenig auszumachen.

    Auch sein Äußeres hatte passenden Anschein angenommen. Die restliche Kleidung besteht, nachdem er sein Obergewand an Tomba, den orkischen Reporter, weitergegeben hatte, aus wenig mehr als einem Lendenschurz, dem Anhänger seiner geliebten Oma Kakuvé und mit Federn geschmückte Lederbändern an den Oberarmen.

    Er wendet sich an Regicide: „Wir machen uns gleich dran. Aber Zoe wird mir zustimmen, dass wenn wir die Leute hier nicht verlieren wollen, wir weiterhin das Heft des Handelns in der Hand haben sollten. Und das heißt auch, sich jetzt vor denen zu erklären. Denn wenn erst hinterher klar wird, warum und in wessen Auftrag wir hier sind, wird das wesentlich schwieriger zu vermitteln sein. Das kann und soll zeitgleich passieren mit der Frage an sie, wie sie uns allen helfen können. Wir brauchen vermutlich Wasser und etwas Verpflegung; und natürlich einen Plan, wie wir hier wegkommen. Die Leute kommen schließlich aus der Gegend! Mein Vorschlag ist also, dass Zoe und Copper die Leute einweihen.“

    „Eine andere Frage geht mir auch nicht aus dem Kopf: an wen wollte man die Leute hier weiterreichen? Hatte man tatsächlich den Plan, sie – und uns – als Sklaven in den Dschungel zu verkaufen? Zoe, vielleicht sollten wir versuchen, dazu noch was aus Rafik und Tukka rauszubekommen.“

  3. Sakina Giwa wendet sich an Régicide, als der versucht, sich auf eine Fährtensuche zu verloren geglaubten Gegenständen einzustimmen. Der anstrengende Marsch aus dem Tal hat an ihren Kräften gezehrt und sie war mehr oder weniger ziellos über den geschotterten Bauplatz gewandelt, wohl krampfhaft und gedankenverloren darum bemüht, die Ereignisse zu rekonstruieren. Sakina steht bisher eher am Rand des Geschehens und war wenig mitteilsam.

    Ich denke, wir sollten gemeinsam versuchen, unsere verlorenen Gegenstände zu finden. Ich habe vorhin bemerkt, dass mir ein Halsschmuck und ein goldener Armreif fehlt. Beide sind sehr wichtig für mich. Es sind Geschenke gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ausgerechnet diese beiden verloren habe. Ich glaube fast, dass es meine Idee war, dass wir unsere persönlichste Habe verstecken, bevor wir in das Tal gegangen sind. Wenn uns Geister verfolgt haben, dann fällt es ihnen umso schwerer uns im erwachten Dschungel zu folgen, je weniger wir von uns als Person mit hinein nehmen.

    Sie bindet ihre Tücher fester, in die sie gekleidet ist, und macht sich bereit erneut ein Stück in Richtung des Tals der bunten Steine zurück zu gehen. Auch Rafik schließt sich an und vielleicht auch andere des SFG 77? Es dauert nicht lange, da bemerkt Régicide, dass sich ein Waldgeist unsichtbar der Gruppe anschließt. Im astralen Raum gleicht er einem dunkelgrünen Schatten, der sich mal jenem, mal diesem in der Gruppe anschließt. Sakina fordert dann diejenigen, die mit auf die Suche gekommen sind, auf, zu erzählen, was sie vermissen und welche Emotionen und Geschichten sich mit dem Gesuchten verbinden. Währenddessen hält Régicide fieberhaft Ausschau nach der arkanen Stecknadel im grünen Heuhaufen.

  4. Negative gelingt es schnell und auch erfolgreich, den Äther nach Funksignalen zu durchsuchen. Dabei sticht eine Frequenz heraus. Ergebnisse siehe oben.

  5. Norge hört sich erstmal an was der Regicide und Negative so zu sagen haben ehe er sich zu Wort meldet, allerdings noch bevor allgemeines aufbrechen angesagt ist.

    Also für mich steht fest, Negative, wir sollten erstmal gar nicht verkauft werden. Wir sind in diese Situation reingeschlittert. Das mußte alles sehr schnell gehen. Dafür gibt es mehr als genug Anzeichen. Auch glaube ich nicht, dass man uns in den Dschungel verkaufen wollte, eher denke ich, dass der Transport in Richtung Nigeria gehen sollte. Scheint in der Situation mehr Sinn zu machen, ist aber reine Spekulation. Beweise haben wir dafür ja noch nicht.

    Was das Aufklären der Leute über uns angeht, das scheint mir ein zweischneidiges Schwert zu sein. Das mit dem Veranstaltungsteam mit Ton und Lichttechnik nehmen sie uns ja jetzt schon nicht mehr so ab. Aber dann sollten wir auch gleich klarstellen, dass wir niemanden abhalten zu gehen, wenn er oder sie das will. Natürlich sollte man auch drauf hinweisen, das die Chancen in der Gruppe im Moment noch größer sind. Ob die Leute uns eine Hilfe sind bei Nahrungs- und Wassersuche, scheint mir aber sehr zweifelhaft. Wenn uns da Tukka und Rafik nicht helfen können, wird das sehr mau werden. An einer Rationierung kommen wir nicht vorbei und sollten sie sofort einführen.

    Was das Wache schieben angeht, auch das werden wir nur begrenzte Zeit alleine können, Regicide. Wir halten die Strapazen sicher besser aus wie die Zivilisten, aber auf Dauer sind wir auf ihre Hilfe bei der Überwachung des Gebiets sowie der Bewachung des Gefangenen angewiesen. Jemand sollte mal rumfragen, ob es da besonders geeignete Personen gibt bei der Gruppe.

    Als Sakina dann dazu tritt und sich erklärt mit den privaten Sachen, sagt Norge auch noch was dazu

    Mir fehlt auch Einiges, zum Teil Persönliches und zum Teil sehr Wichtiges. Zum Beispiel die Wanderkarten. Mithilfe des Kompasses und der Karten sollte es doch möglich sein, unsere Position einigermaßen zu bestimmen. Wenn nichts dagegen spricht, begleite ich Sakina, oder wir müssen in mehreren Gruppen nacheinander suchen. Alleine möchte ich allerdings nicht in die Nähe des Waldes ziehen.

  6. Bazut sitzt neben dem Van, seine verbeulte Thermoskanne in der Hand. Einen kurzen Moment kontempliert er den großen Blutspritzer auf der Seite der Kanne, Collettés Blut, dann umwickelt er sie mit einem Stück Folie und tapet sie fest.
    Während er das tut, berät er sich mit dem Team…Time for Stocktacking:
    – Im Van befindet sich genug Diesel für ca. 1000km, vorausgesetzt, dass der Van unbeschädigt oder reparabel ist.
    – 80l Trinkwasser und 30 Tagesrationen, Hunger und Durst sind also nicht die erste Sorge
    – Nicht genug Campinggear für alle, aber genug für einen Anfangs
    – Einiges an persönlicher Ausrüstung ist noch da, anderes ist verschwunden, hier will das Bild nicht so recht rund werden.

    „Beide Gewehrtaschen, auch die ohne Gewehr…3 Kannen Diesel, die Notrationen, die Taucherausrüstung???“
    Régicide schüttelt den Kopf, dann sieht er die anderen an: „Macht Bestandsaufnahme eurer eigenen Sachen, dann gehen wir auf die Suche nach der versteckten Ausrüstung. Irgendetwas ergibt hier noch keinen richtige Sinn…aber ich komm nicht drauf“
    Er schaut zu Negative hinüber:
    „Ich stimme Norge zu, mit uns hatte dieser Sklavenhandel wahrscheinlich nichts zu tun.
    Ebenso hat er recht, das es noch gar nicht sicher ist, ob die Personen sich uns anschließen wollen. AIM Matters ist geheim und wird geheim bleiben bis die Situation sich ändert.
    Ich bin bereit, so weit zu gehen, das wir den Zivilisten erklären, das unsere einheimischer Klient, nicht Firma, Interessen in der Gegend hat, mit dem Ausbrechen der Feindseligkeiten aber niemand gerechnet hat. Wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt die Tombu Villa nehmen, was ehrlich gesagt im Moment mein aktueller Plan ist, zumindest mittelfristig, ist diese Story sogar grundlegen wahr.
    Die Leute können sich uns anschließen, dann werden wir so gut es geht versuchen, sie zu beschützen, ansonsten trennen sich unsere Wege morgen.
    Bis dahin halte wir sie erst mal beschäftigt, sie sollen ihrer Toten bestatten und jeder eine ordentliche Mahlzeit zu sich nehmen, das können alle gebrauchen. Selbst wenn alle bleiben haben wir genug Verpflegung für morgen und vielleicht übermorgen, dann sehen wir weiter. Wasser ist hier ja zum Glück kein so großes Problem.“
    Er steht auf:
    Also, Ausrüstung sichten, dann:
    Zoe Dronen, Infos, Bilder und unsere Position bitte.
    Copper, die Zivilisten, du kannst sie, soweit wie eben besprochen, einweihen, dann las sie Dinge tun.“
    Er reicht Copper eine kleine Tasche mit Festnahmewerkzeug:
    „Ich bin mir nicht sicher ob wir den Gefangen nicht mit in den Urwald nehmen und dann dort lassen sollen…wenn jemand gute Gründe hat, warum wir das nicht tun sollten, wäre ich sehr froh darüber diese zu hören. Bisweilen fessle den Kerl vernünftig, Augenbinde und Ohrstöpsel eingeschlossen, der weiß eh schon Zuviel!
    Ach ja, niemand verlässt das Gelände vor morgen, ich will keine Leute, die nach Nakombe stolpern, erschossen werden oder noch schlimmer, gefangen und erzählen was los ist!
    Norge, Negative, mit mir, wir werden uns zusammen mit Sakina auf die Suche machen.“
    Er wendet sich an alle:
    „Nach unserer Suche ist mein Plan, das wir 1-2 km entfernt ein Lager aufschlagen, unsere Bestandsaufnahme beenden, die Entscheidung der Leute hören und dann einen Plan für die nächsten 48 Stunden skizzieren. Vorschläge, Einwände, Modifikationen in den nächsten 15 min vorbringen, dann führen wir aus.“

    Vor dem Weg in den Wald hat Régicide sich gesammelt, etwas getrunken, gegessen und kurz überlegt, ob er sich umziehen möchte. Aber er hat beschlossen, die Gewänder von Pori für den Moment noch weiter zu tragen. Vielleicht werden sie ihm Schutz gewähren?
    Wenn Sakina möchte, dass man erzählt, was man vermisst, überlegt Régicide nur einen kurzen Moment:
    „Ich vermisse mein Werkzeug und meine Waffe. Mein Werkzeug ist das, was temporär ist. Es macht mich fähig, mit ihnen kann ich tun, weshalb ich hier bin, meine Mission erfühlen, sie machen mit effektiv, schneller, klüger, aufmerksamer, gefährlicher. Es ist meine Feldausrüstung, mein Gewehr, meine Fetische und Foki. Doch nichts davon macht mich mehr als ich bin, nichts gibt mir etwas dazu, was ich nicht schon habe, sie lassen mich nur zum Äußersten meiner Kräfte vorstoßen…
    Dann ist da aber noch meine Waffe. Eine Waffe die nur durch Zufall seinen Weg zu mir gefunden hat, allerdings gibt es keine Zufälle. Sie ist zu einer Zeit vor dieser Zeit geschaffen worden und verbindet mich mit dem rauchlosen Feuer.“
    Er schreibt einen Arabischen Schriftzug in den Sand: هو النار دون دخان النار الذهبي
    „Alnaar´u s´aldhahabiu hu alnaar dun´ach dukhan´an“ ließt er vor.
    „Goldenes Feuer ist rauchloses Feuer!“

  7. 31.10.2073, 20:09
    Es hatte sich Einiges bewegt um die geschotterte Fläche am Ende der einsamen Straße im Dschungel. Zunächst hatten Copper und Zoe die fünfzehn Entkommenen zusammengerufen und ihnen Wein eingeschenkt, der so rein war, wie es die Art und Weise des Aufenthalts der SFG77 eben zulies. Es gab eine kritische Nachfrage von Moko Mabotou, wer denn der einheimische Klient sei, für den das Team arbeite und welche Interessen dieser hätte, aber den beiden gelang es, ihn unter Versicherung, dass weder die Teammitglieder noch der Auftraggeber mit dieser Art Veränderung auch nur ansatzweise gerechnet hatte oder in Verbindung steht, zufriedenzustellen.
    Die Radioaufnahme von Negative wurde in ganzer Länge vorgespielt. Vielsagende Blicke wurden gewechselt, ab und an tuschelten einige, aber es schien vorerst, als wäre die Erschöpfung und das Verarbeiten der vergangenen Wochen drängender. Auch die Klarstellung, dass ein Alleingang jedem frei steht, dass aber jede und jeder durch ein Anschließen und Mitarbeiten in der Gruppe auf organisierten Schutz hoffen könne, wurde ohne Kommentierung hingenommen.

    Die bis dahin lethargische Grundstimmung wurde dann abgelöst von eifriger Betriebsamkeit, denn es bedurfte wenig Überzeugung von Copper und Zoe, dass zumindest eine weitere Nacht hier verbracht werden mußte. Außerdem schien einigen daran gelegen, dass sich die Verhältnisse ordneten. So wurden vis-a-vis des Eingang ins Tal der bunten Steine abseits der Straße ein Lager errichtet. Andere wiederum machten sich organisiert auf den Weg mit dem gleichen Ziel, dass Norge, Sakiwa und Régicide

    Negative hatte sich vom Leutnant die Freiheit erbeten, mit Rafik und Tukka zuerst für eine Stunde die Umgebung nach Trinkwasser und Jagdwild abzusuchen. Zuvor aber hatte er sich mit Zoe zusammengetan. Zoe machte sich sofort nach der Besprechung daran, den Plan, aus den vorhandenen elektrischen Bauteilen einen Metalldetektor zusammenzubauen, umzusetzen. Auch wenn man sich davon keine Wunderdinge erhoffte, war Zoe überzeugt, dass zumindest eine für die Verhältnisse im erwachten Dschungel vorteilhafte Reichweite von etwa zwei Metern und eine ausreichende Empfindlichkeit (einzelne Munitionshülsen) gegeben waren.

    Währenddessen gab sich Negative Mühe, mit Rafik und Tukka Schritt zu halten, während sie durchs dichte Unterholz streiften. Ein nutzbares Wasserloch war rasch gefunden, aber als Tukka die Spuren einer Waldantilope ausfindig gemacht hatte und ihr mit dem Speer folgte, schien es Rafik für sinnvoller zu halten, Negative durch eine kleine Lektion im Finden und Erlegen von Baumschlangen davon abzuhalten, ihr zu folgen. Auch der Elf war nicht ganz unglücklich darüber, denn obwohl Rafik wie fasst immer kaum ein Wort sagte, genoß er den respektvollen Umgang und den auf das Hier und Jetzt fokussierte Handeln des Eingeborenen.
    Vor Sonnenuntergang kehrten die drei dann mit gefüllten Wasserbehältern und Bushmeat für alle zurück. Das gemeinsame Abendessen in scheinbar sicherer Umgebung lockerte die Stimmung im Camp für die Entkommenen spürbar auf; auch wenn den SFG77-Mitgliedern klar war, dass das am morgigen Tag keine Relevanz mehr haben könnte, wenn Entscheidungen getroffen und verkündet werden mussten…
    Zoe war es vorher ein Leichtes gewesen, den Leutnant zu überzeugen, den Gefangenen nicht einfach im Dschungel zu ermorden. Stattdessen erhielt er auf ihr Bitten seine Ration vom Essen. Eine weitere Befragung behielt sich Zoe vor.

    21:52
    Etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang hält Negative am Südende der Lichtung Wache und gibt einer kleinen Gruppe Deckung, die im Schein von Fackeln und Lampen ein paar alte Überreste von Baumaschinen nach etwas Sinnvollem durchsucht. Seine Gedanken schweifen ab; er wird aber rasch vom Gnom Tessowa gestört, der sich ungesehen von den anderen zu ihm gesellt und das Gespräch sucht:

    „Hey, großer Mann. Nio… oder Negative? Hör mal, ich habe einen Vorschlag. Wenn es wirklich Krieg gibt und Nakatombe noch immer verlassen ist, dann könnte Dich das interessieren. Ich weiß von Lagerbunkern unter einigen der Modulargebäude von Nakatombe. Also… wenn es wirklich stimmt, dass alles tot ist und die Lage im ganzen Land eskaliert, dann müssen wir pragmatisch denken. Ich habe Kontakte in Askuwa und Subuti. Hm… Händlerkontakte, Fixer, Schmuggler. Such Dir das beste Wort raus. Also ihr habt die Waffen und seid scheinbar auch so tief drin in der Scheiße wie wir alle. Deshalb ist mein Vorschlag der: Wir tun uns zusammen, schauen, dass wir in Nakatombe aus den Lagern dort plündern können, bilden einen Konvoi mit dem, was wir eben auf die Beine stellen können und dann schlagen wir uns nach Süden durch. In den Lagern sind sündhaft teure Solarzellen. Ok? Energieffiziente Generatoren, wartungsarm, unabhängig. Die sind ein Vermögen wert, wenn Dahomey wirklich im Ausnahmezustand ist. Wir können die Technologie in Askuwa in den Schwarzmarkt leiten. Das bringt uns nicht nur Geld, sondern auch Kontakte. Raus aus dem Land, je nachdem was eben die Lage im Süden nahe legt. Ich und meine Leute organisieren den Zugang zu den Lagerbunkern und stellen den Konvoi auf die Beine. Du und Dein Team, ihr stellt das Geleit bis in den Süden. Askuwa. Ich stell den Kontakt zum Markt her und ihr kriegt den fairen Anteil – oder ein Ticket aus dem Land raus, falls euch das lieber ist. – Und wenn es machbar ist. Aber meiner Erfahrung nach ist der Warenfluss nicht aufzuhalten. ganz egal was für eine Scheiße abgeht. Wenn jemand das Licht ausmacht, kommen die Jungs am Schwarzmarkt erst richtig in Fahrt. Was sagst Du? Kriegst Du das hin? Ziehen wir das durch?“
    Negative hat der Ausführung aufmerksam zugehört. Er hat den Eindruck, dass wohl ein oder zwei Leute in der Gruppe der Geflüchteten sind, die ihn in dieser Sache unterstützen würden.
    Zuerst einmal nickt er dem Gnom dankend zu „Pass auf, Tessowa, das klingt nach einem Vorschlag, über den es sich lohnt nachzudenken! Ich kann das aber nicht alleine entscheiden. Guck Dich um!“ er deutet in den dunklen Regenwald “alleine kommt hier keiner weit; es sei denn, er weiß genau, was er tut. Ich werde das mit den anderen besprechen. Sag Du mir lieber, wer von den anderen noch von deinem Plan weiß; und wie wir mit nur einem fahrbaren Untersatz das ganze Zeug bewegen sollen?“

    Tessowa zögert nicht, als er ausführt, wer eingeweiht ist: „Von dem Plan wissen im Moment Oka und Zetan, die beiden kennen die Lager in Nakatombe auch. Und was den Transport angeht: keiner weiß im Moment, wie es dort aussieht, aber ich habe ein wenig die Hoffnung, dass sich noch intakte Fahrzeuge in oder um Nakatombe finden lassen. Schließlich haben die den Ort ja mit Bussen evakuiert, und die müssen irgendwo geblieben sein. Überlegt es euch! Ich geh jetzt jedenfalls zurück zu den anderen…“.

    Damit lässt er den Elf stehen.

  8. Die Bergungsgruppe. Régicide, Negative, Norge, Sakina Giwa und ein paar der Geflüchteten machten sich auf die Suche nach potentiell versteckter Habe. Der anfangs unsichere Plan schlich sich mit jedem Meter durch das Dickicht als unausgesprochene Gewissheit in alle Köpfe: Ja, man hatte Dinge bewusst versteckt zurückgelassen! Eine fast fiebrige Neugier ergriff nun einige. Tukka, die ebenfalls neugierig den kleinen Suchtrupp begleitete, wies Negative nach gut einem halben Kilometer auf einen Wildwechsel hin, der schon alsbald den Eindruck erweckte, als sei eine große Zahl Menschen vor einiger Zeit hier durchgekommen. Eine zurückgelassene Kappe im Schlamm, auffällig losgetretene Steine und Erde, dann ein kleiner Damenschuh! Spätestens dann war sich die Gruppe sicher, dass man diesen Weg bereits einmal gekommen war, und zwar gemeinsam mit einer beachtlichen Zahl Geflüchteter. Derweil waren Régicide und Sakina auf die unsichtbare Welt fokussiert und ließen sich größtenteils von den anderen führen.

    Die beiden arkan begabten erreichten einige Zeit später eine Stelle, die sie mit aufwühlenden Erinnerungen verbanden. Schemenhafte, scheue Umrisse von Waldgeistern unter Sakinas Bindung bestätigten den Verdacht, dass hier eine dramatische Flucht vorüber gegangen war. Hülsen von Gewehr- und Pistolenmunition schimmerte im nassen Boden. Man hatte die befreiten Flüchtlinge gegen Verfolger verteidigt. Und an dieser Stelle hatte man sich getrennt. Ein großer Teil der Gruppe war tiefer in Richtung des Tals der bunten Steine vorgedrungen, doch eine kleinere Gruppe hatte sich über eine Anhöhe aus blankem Stein in eine Senke mit sumpfigem Wasser abgesetzt. Régicide erinnert sich, dass diese Stelle schicksalhaft für ihn war. Er hatte eine schwere Entscheidung getroffen und Sakinas Ratschlag befolgt. Sie hatte gesagt, dass das Tal vor ihnen Teil der erwachten Welt sei und dass es umso gefährlicher wäre, je mehr Aufmerksamkeit man dort erregte. Schusswaffen, Technik, aber vor allem auch alles, was die eigene Persönlichkeit besonders exponieren und verstärken könnte, würde nicht nur arkanen Verfolgern das Leben leichter machen, sondern das Tal, den Dschungel selbst auf den Plan rufen. Um völlig einzutauchen und unsichtbar zu werden, hatten sich Régicide und Sakina darauf geeinigt, persönliche Habe und einen Gutteil der Ausrüstung für eine kurze Zeit zu verstecken und in der Flucht gegen eine Übermacht auf Heimlichkeit zu setzen. Nun, als die beiden Arkanen diese Schritte rekonstruieren können, wird Sakina bewusst, dass das Zurücklassen der persönlichen Habe vielleicht ein Faktor war, der den Persönlichkeitsverlust im Tal mit begünstigt hatte. Erschrocken folgt sie nun Norge weiter, der an der Spitze einen schwierigeren Weg in die sumpfige Senke hinab bahnt. Während sich die Dinge langsam rekonstruieren sucht Negative in seiner Ausrüstungstasche und fingert mit einem verbitterten Grinsen an seinem Signalorter herum. Er schaltet ihn an und schließt die Augen mit gemischten Gefühlen, als ein grüner, schwacher Impuls den Nahbereich eines Ortungssenders anzeigt.

    Als sich die kleine Bergungsgruppe zum Boden der wässrigen Senke vorgearbeitet hat, bleiben die meisten zurück um nicht in das hüfthohe, dunkle Wasser waten zu müssen. Tukka, Norge und vielleicht auch ein paar andere gehen den nun klar vorbestimmten Weg ins Nass. Kurze zeit darauf zerrt Norge einige zusammengebundenen Taschen und Beutel an Land. Die Bergungsgruppe macht sich enthusiastisch daran zu untersuchen, was wohl gerettet werden konnte. Doch der Lieutenant mahnt zur Ordnung. Nicht auszuschließen, dass die SFG 77 ihre Habe gar vermint hatte. Doch dem scheint nicht so.

    Die größte der geborgenen Taschen ist die leere „Gewehrtasche II“ von Régicide, die wasserdicht verpackt und mit allerlei persönlicher Habe der Geflüchteten angefüllt ist. SIN, Telefone, Credsticks aber auch Kleinelektronik. Die paar Geflüchteten in der Bergungsgruppe entdecken liebgewonnene Kleinigkeiten wieder, die sie erleichtert an sich krallen als wären sie ein direktes Ticket raus aus diesem Schlammloch.

    Darunter befindet sich auch Norges abgeriebenes Zigarrenetui, das er sofort an sich nimmt. Noch alles ist drin und trocken. Das scheint das einzige zu sein, was Norge wirklich vermisst. Er wendet sich zufrieden ab und lässt die anderen weitersuchen.

    Negative findet seinen Granatwerfer Antioch in einem wasserdichten Transportsack, der einem der Geflüchteten gehört. Darin sind ebenfalls sein Sequencer, der Utrasound Detector, zwei Micro Camcorder und zwei Micro-Recorder.

    Mit dabei ist auch die persönlichste Habe von Zoé und Copper, etwa dessen gepflegtes Notizbuch mit einsatzkritischen Anmerkungen. Alles unbeschädigt.

    Régicide hat währenddessen sein komplettes Drag Bag geborgen. Wasser ist eingedrungen, aber wie durch ein Wunder ist der gesamte Inhalt intakt. Der taktische Laptop und einige kritische Dinge, wie etwa das gehackte Smartphone, scheinen nicht kompromittiert worden zu sein.

    Nachdem die Dinge gesichtet und aufgeteilt worden sind, verbleibt nur eine Tasche, die Régicide und Sakina gemeinsam öffnen. Darin finden sich einige ihrer goldenen Schmuckstücke für Hals und Arm wieder – und auch fast alle arkanen Utensilien von Régicide: die Fetische für Levitate, Flamethrower und Armor, die Foki für Reaction und Combat Sense. Der Fetisch für Perception/Assensing und die Heilfetische fehlen jedoch. Das wertvolle Messer des Feuers jedoch, findet sich ebenfalls unter den Dingen. Die starke Bindung zu seinem Träger besteht noch ungemindert.

    Auf dem Rückweg kommt die Bergrungsgruppe zu dem Schluss, dass man wohl einen Gutteil des Wassers und der fehlenden Nahrungsmittel mit auf den Weg tiefer in das Tal hinein genommen hatte. Tukka weist auch darauf hin, dass sich die kleine Gruppe, die die persönliche Habe hier im Sumpf versenkt hatte, sich dann auf einen anderen Weg der größeren Flüchtlingsgruppe wieder angeschlossen haben muss. Damals stand die Funkverbindung wahrscheinlich noch stabil zwischen beiden Gruppen.

    Angesichts der bald einbrechenden Dunkelheit entscheidet man sich zur Rückkehr zum Schotterplatz, wo mittlerweise hoffentlich der Lagerbau abgeschlossen sein würde. Es wartete ja auch noch eine Nahrungs- und Wassersuche sowie die Auswertung der Daten, die Zoé vielleicht zutage gefördert haben mochte.

  9. Der Gefangene. Während die Bergungsgruppe auf Ausrüstungssuche ist, haben Zoé und Copper Zeit, Lagerbau, Ausrüstungssammlung und Stimmung im Lager zu beaufsichtigen. Zuallererst kümmern sie sich um den Gefangenen Corporal Stephan Murdok. Auf Anweisung des Lieutenant wird er gefesselt, geknebelt und von den anderen separiert. Ein drastischer Schritt, der gemischte Gefühle unter den anderen Geflüchteten hervorruft aber allgemein als notwendig gebilligt wird. Einige sehen in Murdock durchaus eine willkommene Projektionsfläche für das ganze Debakel im Tal.

    Die Idee, dass er eine Gefahr sein könnte, scheint Murdock selbst zu überraschen. Er muss ersteinmal ernsthaft darüber nachdenken. Die Funkschleife, die Negative aufgefangen hatte, warf auch ihn etwas aus der Bahn. Außerdem weist er gegenüber Copper und Zoé darauf hin, dass seine gefallenen Kameraden hier einfach unangetastet liegen geblieben waren – drei Wochen. Unnötig zu erwähnen, dass dies nicht dem Standardverfahren von Mercenary Inc. entsprach. Wenn die SFG 77 vor Verstärkung fliehen und die Stellung am Bus aufgeben musste, warum hatte niemand die Leichen (oder Verwundeten) geborgen? Stephan Murdock ist ratlos und lässt die Fesselung über sich ergehen. Dabei beteuert er aber auch seine Bereitschaft, einen Beitrag zur misslichen Lage leisten zu wollen. Das hat durchaus etwas flehendes an sich. Der Mann wirktentmutigt und zunehmend verzweifelt.

    Copper ist sich jedoch im klaren, dass nach wie vor so viele weiße Flecken auf der Erinnerung aller Beteiligten lasten, dass es Murdock leicht fallen dürfte, ganze Episoden einfach zu verheimlichen oder umzudeuten. Coppers Bauchgefühl sagt ihm, dass die Geschichte mit Murdock noch nicht vollends ergründet wurde. Die Frage ist, ob Copper an dieser Stelle mit Verhörtaktiken ansetzen wollen würde oder es auf sich beruhen lässt.

  10. Die Drohnenaufzeichnung. Als die Bergungsgruppe am späten Nachmittag des 31. Oktober 2073 zum Schotterplatz zurückkehrt hat sich einiges verändert. Der Van wurde mit vereinten Kräften aus dem Buschwerk befreit und steht nun mehr schlecht als recht getarnt am Rande des Schotterplatzes. Die gesunden und verbliebenen Geflüchteten haben nach Anweisung vom Lieutenant ein Lager etwa einen Kilometer entfernt errichtet. Eine lose „Wagenburg“ aus geborgenen Wellblech- und Plastikverschlägen, Zeltplanen und einer Allwetterplane aus dem halb verbrannten Bus. Die Stimmung ist gedrückt, wird aber durch die erfreuliche Rückkehr der Bergungsgruppe sofort aufgeheitert. Nach einem kurzen Austausch von Neuigkeiten ist es Zoé die insistiert, dass sich der Lieutenant mal Zeit für eine Sache nimmt während die anderen auf Essenssuche, Ausrüstungspflege oder Wachdienst verschwinden.

    Zoé konnte die abgestürzte MTC-Nissan Quadcopter wieder aktivieren und deren letzte Daten abrufen. Darunter sind ein paar Minuten Trideomaterial von der Sklavenübergabe sowie Sensordaten zum Zeitpunkt nach dem Absturz der Drohne. Beides stellen wertvolle Aufklärungshinweise dar.

    Die mittelschwere Drohne wurde am 10. Oktober um ca. 1600 Uhr erst zur Aufklärung und dann zur Angriffsunterstützung gegen eine mutmaßliche Sklavenübergabe auf besagtem Schotterplatz eingesetzt. Die Gruppe von etwa zehn Personen in der Gefechtsausrüstung von Mercenary Inc. leiten die Gruppe der Geflüchteten aus dem nun verbrannten Bus und verhandeln mit ungefähr einer gleichgroßen Zahl von Schwarzafrikanern in modern-traditioneller Tracht. Es handelt sich im Wesentlichen um blau dominierte Kleidung aus Stoffbahnen, schlichte, runde Kopfbedeckungen und den ein oder anderen, bekannt aussehende Speer. Die Distanzaufnahmen besitzen keine Audioqualität aber es wird deutlich, dass die Mercenary Inc. die Gefangenen verkaufen oder gegen eine vereinbarte Gegenleistung eintauschen. Es werden kleine Objekte mit in Dahomey üblichem Handschlag für Tauschgeschäfte an die Söldner übergeben. Die mutmaßlichen Käufer begutachten die Gefangenen eher distanziert und oberflächlich. Sie sind alle mit Strick oder Kabelbinder gefesselt. Auffallend ist, dass die Käufer trotz sehr traditionellem Auftreten doch einige Technikgeräte mitführen. So gibt es etwa Funkgeräte und es wirkt auch so, als haben Käufer und Vekäufer geteilte Frequenzen zur Abstimmung genutzt. Die beiden Handelspartner begegnen sich professionell und es ist keine große Feindseligkeit oder Misstrauen ersichtlich. Die Söldner haben einen kleinen Perimeter um den Bus errichtet und sichern eher nach außen, als zu den Käufern. Unter den Söldnern lassen sich einige bekannte Gesichter ausmachen, die entweder vor Ort oder im Tal als Leiche gesehen wurden. Der gefangene Stephan Murdock ist nicht zu sehen, was seine Geschichte untermauert, nicht beim Verkauf anwesend gewesen zu sein.

    Unter Deckungsfeuer der MTC-Nissan Drohne rückt dann die SFG 77 in einem günstigen Moment vor. Es kommt Rauch zum Einsatz und das aggressive Vorrücken ist zuerst insgesamt erfolgreich. Da das Eingreifen vor dem Abschluss der Übergabe stattfand, ziehen sich die Käufer zu Fuß in den Dschungel zurück und überlassen Sklaven wie Verkäufer ihrem Schicksal. Die Ausrüstung der Söldner ist leicht überlegen. Das Überraschungsmoment war absolut notwendig und der Lieutenant hatte mit dem Angriffsbefehl hoch gepokert. Als das Kräfteverhältnis ungefähr 1:1 beträgt, gerät der Vormarsch ins stocken. Sklaven werden als Geiseln genommen und die Drohne registriert den aufschließenden Van als verbündetes Fahrzeug. Zoé und Régicide rekonstruieren, dass der Van wohl einerseits als mobile Deckung und mit Hiller auch als Verstärkung dienen sollte, andererseits zeigen die Sensordaten, dass sich ein unidentifiziertes Flugobjekt der Szene näherte. Demnach stimmt dies mit der Erinnerung überein, dass Hiller zum Vorrücken gezwungen war. Dann stürzt die Drohne ab und nimmt bis zum Standby Mode nur noch Sensordaten aus dem Unterholz war.

    Das Team überwältigt oder vertreibt die verbliebenen Söldner unter Zeitdruck und ist fast unmittelbar gezwungen weiter vorzurücken. Der verunglückte Van wird gesichert und dann verlässt alsbald die SFG 77 geschlossen mit dem Großteil der Gefangenen den Schotterplatz zu Fuß in Richtung Tal der bunten Steine und verschwindet damit aus dem Sensorfeld. Die SFG 77 kommt zu dem Schluss, dass man wahrscheinlich sehr hastig Teile der Ausrüstung an die Gefangenen verteilt hat und sich dann unter Verfolgung auf in den Busch gemacht hatte.

    Die beschädigte Drohne schaltete sich dann alsbald ab. Zoé ist der Ansicht, dass die Drohne mittelschwer beschädigt, aber noch einsatzbereit ist. Eine Reparatur mit den Werkzeugen vor Ort wäre möglich, würde aber erhebliche Zeit beanspruchen. Um die Beschädigung zu einem leichten Schaden zu reduzieren könnten mit etwas Glück ein oder zwei Arbeitstage reichen. Aber keine Garantie auf Erfolg.

  11. Norges seltsame Begegnungen. Norge ist gerade mal außer Sichtweite, am Rande des alten, geschotterten Bauplatzes, und schlägt sich in die Büsche. Nach der Bergungsaktion für die Ausrüstung mit dem für Norge teilweise sehr glücklichen Ausgang (Paula war ja leider nicht dabei!) kann man sich auch mal was gönnen. Endlich mal richtig in Ruhe kacken! Umgucken, Hose runter, Gewehr auf’s Schoß und dann in Lauerstellung! Da tritt plötzlich Rafik hinzu und macht es eine Armlänge vor Norge genau so. Statt einem Gewehr hat er zwei der gefundenen Teleskop-Speere dabei. Einen legt er vor Norge hin und dann konzentriert er sich erstmal richtig schön auf den Schiss. Norge hat einige Augenblicke Zeit sich zu überlegen, ob das hier gut oder schlecht ist. Auf jeden Fall ist es wahrscheinlich sehr befremdlich. Rafik scheint diese Art Zweisamkeit zu gefallen. Zufrieden steht er auf und will sich zu einem Wasserlauf in der Nähe begeben, wenn Norge das richtig versteht. Rafik bedeutet ihm, dass er folgen soll. Mit dem Speer.

    Nach einer Reinigung am Regenwasser wird Norge langsam klar: Rafik ist nervös, weil er wohl jagen gehen will (jetzt kann er auch entspannt). Und Norge (oder Atuo?) ist wohl der natürliche Partner für diese Männerangelegenheit.

    Wenn man man sich bei so einem „Männergespräch“ dann schon näher gekommen ist, will Norge da auch mitkommen. Leise bewegen und sich verbergen kann er ja. Jagdtechniken hat er zwar überhaupt nicht drauf, aber Rafik scheint ihm das ja wohl zuzutrauen. Norge nimmt also den Speer, schultert das Gewehr und gibt dem Team per Funk zu verstehen, dass Rafik möglicherweise das Nahrungsproblem weiter entspannen möchte. Natürlich verspricht Norge, sich nicht zu weit zu entfernen und kein Risiko einzugehen. Letztlich ist ja auch die Frage spannend, was Rafik eigentlich genau vor hat.

    Norge erinnert sich, dass Negative ja erst vor einer Stunde einen kurzen Ausflug mit Tukka und Rafik unternommen hatte, um Wasser und Nahrung zu suchen. Tukka zeigte dem Elfen große, blass-grüne Trichterpflanzen, die sich mit Vorliebe in drei Meter Höhe zwischen großen Bäumen aufspannen und als Wasserfilter dienten. Eine einzige Pflanze brachte bis zu fünf volle Feldflaschen aus dem Stengel hervor! Der essbare Fund beschränkte sich jedoch auf einige Früchte, Beeren und Wurzeln, die so manchen Magen vielleicht ziemlich herausfordern würden. Von einer Jagdbeute hatte negative aber nichts berichtet.

    Nun war die Dämmerung gekommen und Norge möchte nun doch genauer wissen, was Rafiks Plan ist, bevor man ins Dunkel pirscht. Es ist etwas mühselig, aber Norge versteht nach einigen Minuten geflüsterter Worte im Schatten einer umgestürzten Baumwurzel, dass Tukka eine interessante Spur ausgemacht hatte, den Nahrungstrupp mit „Nio“ (aka Negative) aber nicht gefährden wollte. Das sei eben eine Sache für echte Krieger. Dann zeigt Rafik, worum es genau geht.

    An einem Abhang schlängelt sich ein kaum zwei handbreit schmaler Wildwechsel in Serpentinen hinab in eine Lichtung zwischen den Urwaldbäumen. Plötzlich zeigen sich Spuren einer größeren Tierherde, die hier scheinbar hastig hinabgestürzt und geflohen ist, wenn man Rafiks Gesten richtig versteht. Der schmale Wildwechsel verwandelt sich ab dieser Stelle in eine ordentliche Schlammrutsche in die Lichtung hinab. Dort setzt sich das Bild mit zertrampelten Gräsern und durchbrochenem Unterholz fort. An einer Stelle werden die zarten Tritte der Waldantilopen von einer tellergroßen Pranke unterbrochen. Blut im Gras und eine abzweigende Spur verraten, dass hier ein Raubtier ein Beutetier verletzt und aus der flüchtenden Gruppe separiert hat. Rafik erklärt leise, dass das Raubtier „Batok“ wohl bereits gesättigt war und nur spielen wollte, denn die Spur des verwundeten Tieres führt tiefer in den Wald ohne weitere Anzeichen des Angreifers. Rafiks Plan ist es, dem verwundeten Tier zu folgen und im Versteck zu stellen.

    Nach etwa einer viertel Stunde der lautlosen Pirsch weist Rafik immer wieder auf die Spur hin und beginnt in der aufgezogenen Dunkelheit immer wieder lange Pausen einzulegen um still zu lauschen. Es ist Norge unklar, ob er auf etwas bestimmtes hört oder eher auf die Dinge achtet, die man nicht hört, jedenfalls verrät die nunmehr geduckte und angriffsbereite Haltung von Rafik, dass er eine Beute wittert. Und tatsächlich, gepresst unter einen schmutzigen Erdüberhang liegt ein Antilopenbullde im Dreck und schnaufft schwer und schnell. Der Kopf des Tieres liegt auf der Seite, die Augen geschlossen. Rafik schaut zu Norge und macht den Plan mit zwei markanten Handzeichen klar: Rafik stößt von oberhalb auf das Tier zu und schreckt es auf, so dass sich ihm die Flucht hangab anbietet. Dort soll Norge dann den Weg abschneiden und das Tier mit dem Speer erledigen. Die einfachen Pläne sind ja oft die besten. Sollte das Tier fortrennen, wird Rafik einen Wurf versuchen. Los geht’s.

    Als Rafik auf zehn Meter ran ist, hat ihn das nervöse Tier bereits bemerkt. Es bricht aber erst aus dem Unterholz aus, als Rafik sich aufbäumt und kräftig brüllt. Unter schwerem grunzen springt der schwer verletzte Bulle mit überraschendem Geschick auf und bricht sich einen Weg in Norges Richtung. Auch als der Bulle die Falle bemerkt, bleibt ihm wenig Platz zum manövrieren. Die Lücke an Norge vorbei scheint groß genug für einen Versuch. Doch das war ja der Plan. Norge packt das kühle Leichtmetall des Speeres fester und stürmt dem Bullen in die Flanke. Auf dem schwierigen Grund rutscht er aus, doch der Speer trifft hart. Alsbald findet sich Norge im Nahkampf mit den strampelnden Beinen des Tieres und das ganze wird zum Ringkampf. Als Rafik etwas brüllt und ein Fauchen die junge Nacht zerreisst versucht Norge hektisch zu erkennen, wie die Gesamtlage ist. Scheinbar war der ursprüngliche Jäger durchaus noch in der Nähe und Rafik versucht irgendeine schwarze Gestalt in den Schatten einzuschüchtern und von Norge fernzuhalten. Zu allem Überfluss quäkt auch noch das Funkgerät mit irgendwelchen belanglosen Statusfragen!

    Nach kurzen und heftigen Augenblicken ist die Lage geklärt. Der nächtliche Räuber hat wenig Nachdruck gezeigt und sitzt jun wahrscheinlich auf einem hohen Ast um Norge und Rafik dabei zuzusehen, wie sie den erlegten Antilopenbullen für den Rücktransport zusammenschnüren. Norge ist mit ein paar leichten Blessuren davon gekommen und erntet von Rafik freudige Anerkennung.

    Der Jagdausflug ist nicht die einzige Besonderheit dieses Toilettengangs. Als Rafik und Norge eine letzte Senke auf dem Weg zurück zum Lager durchqueren, sind die Gedanken schon vorausgeeilt und malen sich die Gesichter von Tukka und dem Lieutenant aus, wenn die Jäger den Jagderfolg vorzeigen. Doch die stolzen Gedanken werden durch ein plötzliches Aufleuchten unterbrochen. Ein bläulich-weißes Leuchten in einem nahen Baum lässt Norge den Speer herumreißen und auch Rafik hält an. Die Antilope baumelt am Baumstamm zwischen den beiden weiter, während sie erstarrt auf die kleine, leuchtende Kreatur starren, die sie da beobachtet. Es ist eine vielleicht gnomemgroße Gestalt mit seltsam runden Zeichen im Gesicht, die so verdammt an Negative erinnern. Es ist dieselbe Kreatur, die man zuerst auf dem Panzer beobachtet hatte und dann auch im Tal der bunten Steine gesichtet wurde. Nun sitzt sie dort, die bläuliche Haut leuchtet hell, und sie hält ein leichtes Maschinengewehr vom Ast herab. „Paula“, entfährt es Norge unwillkürlich. Zum Glück ist die verdreckte Waffe nicht angelegt. Es scheint fraglich, ob die seltsame Kreatur weiß, wie man damit sachgemäß umgeht. Vielmehr scheint es so, als wollte die Gestalt Norge und Rafik mit der Waffe anlocken. Sie deutet an, sie fallen zu lassen. Norge macht Meldung ans Lager und man setzt die Antilope ab. Dann geht Norge vorsichtig näher, bis die Kreatur samt LMG behende und leichtfüßig auf einen weiter entfernten Baum springt. Die kindliche Hand macht eine lockende Bewegung und es wird bald deutlicher, dass sie Norge fortlocken will. Sie deutet immerzu nach Norden, winkt, nickt eifrig und weicht vorsichtig in den Baumwipfeln zurück, wenn Norge auf zehn Meter ran ist. Als vom Lager der SFG 77 Verstärkung aufschließt, vergrößtert die Gestalt den Abstand noch zusätzlich. Das Wesen bleibt stumm und scheint sehr daran interessiert, dass man ihm nach Norden folgt. Erschreckend, wie zielgerichtet sie Bricks geliebtes LMG als Lockmittel vorhält, so, als wollte man ein dummes Schaf mit einem leckeren Grasbüschel anlocken.

    Als sich zuviel Aufmerksamkeit auf die Kreatur richtet verdunkelt sie sich irgendwann und man verliert sie aus den Augen. Als die SFG 77 letztlich am Lagerplatz wieder vereint ist muss man wohl davon ausgehen, dass dieser erwachte Begleiter irgendwo in der Nähe ist und nach wie vor ein besonderes Interesse an der Gruppe hegt.

  12. Ein Metalldetektor. In einer ruhigen Minute sichtet Negative Werkzeug und Material aus dem mitgebrachten Bestand, dem Van und dem halb zerstörten Bus um die Möglichkeit, einen improvisierten Metalldetektor zu bauen, abzuschätzen. Es ist eine herausfordernde Aufgabe und Negative arbeitet aus dem bloßen Gedächtnis, was für ihn aber kein Problem ist. Er kennt vergleichbare Geräte und ist mit der elementaren Funktionsweise vertraut. Material ist vorhanden und die Werkzeuge im Elektonik-Toolkit sind ausreichend. Da der Van und das kleine Lager gegen die schwierigen Umweltbedingungen einigermaßen Schutz bieten, wären auch die Arbeitsbedingungen ganz in Ordnung. Es gibt ja sogar Strom durch den Van für Lötkolben und Licht. Nach kurzer Rücksprache mit Zoé zeigt sich, dass beide in der Lage wären das Ding zu bauen, aber die Zeitersparnis einer gemeinsamen Arbeit wäre nur minimal und würde einige mechanischen Zuarbeiten betreffen. Negative schätzt die notwendige Arbeitszeit auf ca. sieben bis acht Stunden. Ein arbeiten während der Fahrt im Van wäre denkbar, sofern man nicht beschossen wird oder abseits der Pisten fährt.

  13. Die Stimmung in der Nacht. Trotz der Erschöpfung der vergangenen Tage, des Lagerbaus und der teils doch verstörenden Neuigkeiten und Ungewissheit, kommt die Gruppe der vierzehn Geretteten (Rafik und Tukka nicht eingerechnet) nur schwer und kurz in der Nacht zur Ruhe. Die Zwerge bleiben unter sich und scheinen nach wie vor an der Tatsache zu knabbern, dass man sie wie Sklaven im Tal der bunten Steine be- und misshandelt hat. Wie hatte es soweit kommen können? Sakina Giwa erzählt den Geretteten, dass es im erwachten Dahomey seit vielen Jahren kleine Refugien und abgelegene Siedlungen gebe, in denen manche Dahomee sich freiwillig in ein überwiegend traditionelles Leben zurückziehen und die Erwachte Welt umarmen. Sie selbst hat diesen Weg eine Zeitlang beschritten, allerdings duch abgelegene Wanderschaften in Begleitung von wilden Tieren – Elefanten, vornehmlich. Es wurde beobachtet, dass solche „Eremiten“ über die Zeit sogar ihr Sprachvermögen in modernen Sprachen einbüßen und die Veränderungen an der Persönlichkeit sehr tief gehen können. Allerdings, so berichtet Sakina, ist ihr kein Fall bekannt, der mit den krassen Erlebnissen im Tal der bunten Steine vergleichbar wäre. Überwiegend hätten die Refugien meditative und heilsame Wirkung auf die Metamenschen. Außerdem sei immer klar gewesen, dass es eine moderne, „normale“ Welt da draußen gibt. Sakina trägt so dazu bei, dass sich die Vorbehalte gegen Norge, Régicide und Negative im Zaum halten lassen. Irgendwie erscheinen ja doch alle als Opfer. Einige sind jedoch ziemlich überzeugt, dass Negative besessen war oder auch offenkundig noch ist. Seine unerklärlichen Male sprechen dafür. Auch Sakina widerspricht solchen Vermutungen mit nachdenklicher Miene nicht sofort, obgleich sich keine arkanen Anzeichen dafür zeigen.

    Die Geretteten mit direkten Wurzeln in Nakatombe sind naturgemäß an einer Rückkehr in die Siedlung interessiert. Dort haben sie ihren Lebensmittelpunkt zurückgelassen. Das betrifft zehn Personen.

    Die Agrartechnikerin der DeBeers Corporation, Abita Tómerres, möchte das Land verlassen und gibt die Hoffnung nicht auf, als Konzernmitarbeiterin besonderen Schutz und Aussicht auf Hilfe zu genießen. Auch für sie ist der Weg nach Nakatombe die erste Idee, dort hat sie große Satellittenantennen gesehen, von dem sie sich eine erfolgreiche Telefonverbindung nach draußen erhofft. Ansonsten kennt sie die Position einiger DeBeers-Anlagen, die ihre zweite Anlaufstelle wären, sollte Nakatombe vom Erdboden verschluckt oder in einem Bombenhagel ausgelöscht worden sein. Copper vermutet, dass Abita Tómerres der SFG 77 ziemlich misstraut. Vorschläge von anderen Geretteten, sie könne die „Söldner“ um Régicide ja vielleicht auf Kosten DeBeers an- oder abwerben, wiegelt sie leise ab.

    Der Lokalreporter Tomba Zatu vom Tawani-See macht seine Arbeit. Er packt mit an, unterstützt andere und befragt gleichzeitig alle nach ihren Erinnerungen und Erlebnissen. Auch sein Misstrauen gegenüber der SFG 77 ist beachtlich, obwohl er von Copper ja umfassend eingeweiht wurde. Zoé kann belauschen, dass er nicht ausschließt, dass die Truppe um Régicide ihn oder auch andere hinrichten oder einsperren wird. Er erzählt von Gerüchten über Medienverfolgung und deportierten Journalisten durch Ordnungsbehörde und Mercenary Inc. Da er die SFG 77 nicht einschätzen kann, geht er vom schlimmsten aus und kooperiert.

    Von allen sechzehn Personen sind Tukka und Rafik offenbar nicht wirklich Teil der „Geretteten“. Das Verhältnis scheint hier ja durchaus anders herum. Sie sprechen Zoé, Copper, Norge, Régicide und Negative immer wieder mit Mara, Taio, Atuo, Pori und Nio an. Wenn man ihnen alternative Namen erklärt, vermischen sie beide unbewusst. Moderne Gegenstände akzeptieren sie unvoreingenommen und oft mit Neugier. Wenn man ihnen erklärt, wie etwas funktioniert, lernen sie das rasch. Allerdings lassen sie vieles auch schnell links liegen, wenn ihnen ihre eigenen Gewohnheiten, Probleme zu lösen, sinnvoller erscheinen.

    Zuletzt bleibt Sakina Giwa, die insgesamt recht unbeschadet durch die Erlebnisse gekommen ist. Die Information aus der Funkschleife Exodus 199.8, über eine Große Zusammenkunft von Dahomee im Norden, hat ihr Interesse geweckt. Sie wirkt noch unentschlossen, weil die Gesamtlage unklar ist, fühlt sich zu dieser Zusammenkunft aber hingezogen.

    Die Geretteten aus Nakatombe scheinen insgesamt irgendwie davon auszugehen, dass die SFG 77 den fahrtüchtigen Van nutzen wird, sie vom Lager nach Nakatombe zu shutteln. Die Alternative eines vier- bis fünftägigen Fußmarsches unter schwierigen Bedingungen macht alle ziemlich nervös. Moko Mabotou äußert diesen Wunsch auch konkret gegenüber dem Team:

    „Da ihr Van das einzige Fahrzeug ist, das uns hier wegbringen kann, sind die Leute ihnen ausgeliefert. Mit den knappen Rationen wäre ein Fußmarsch ins Ungewisse eine hartherzige Entscheidung. Ich möchte sie also bitten, uns nicht unserem Schicksal zu überlassen. Ich verstehe natürlich, dass sie an sich und ihren Arbeitgeber denken müssen. Daher wäre mein Vorschlag, dass sie zwei oder drei von uns in Nakatombe oder einem anderen Ort in der Nähe absetzen, von dem aus wir einen Abtransport selbst organisieren können. … Sofern die Lage das alles zulässt.“

  14. Regicite wendet sich an die Gruppe von Flüchtlingen. Er spricht ruhig und besonnen, so als halte er einen Vortrag einer aufmerksamen Studentengruppe:
    „Ich möchte ein paar Sachen klarstellen, den scheinbar gibt es hier einige Missverständnisse die es zu klären gilt!
    Erstens:
    Wir sind keine Söldner!
    Wir sind Privat Military Contractors, wir sind Soldaten!
    Der Unterschied ist einfach erklärt. Ein Söldner folgt dem besten Angebot, wir folgen dem Auftrag. Söldner unterwerfen sich dem internationalen Markt, wir unterwerfen uns dem internationalen Recht.
    Zweitens:
    In Dahomey kommt es in letzter Zeit zu Eingriffen in die Menschenrechte. Freier Zugang zu Information, Matrixzensur. Einschränkung der Pressefreiheit, das verschleppen von Journalisten, Einschränkung der öffentlichen Meinungsäußerung und der demokratischen Wahlen. Diese Übergriffe kommen auch von Seiten der offiziellen Behörden und deren bestellten Vertretern, namentlich Mercenary Incorporatet. Unserem Auftraggeber ist daran gelegen diese Machenschaften aufzuklären und Beweise zu sammeln, das ist der Grund warum wir auf dem Weg nach Nakatombe waren.
    Drittens:
    Niemand hat uns dafür bezahlt, es ist nicht Teil unseres Auftrages und was das große Ganze angeht ist es wahrscheinlich nicht mal bedeutend, aber als wir davon gehört haben das eine Gruppe Zivilisten als Sklaven verkauft werden sollten, haben wir beschlossen einzugreifen.

    Dann kommt der Moment an dem seine Stimme still und hart wird, er spricht mehr zu sich selber als zur Gruppe:
    „Diese Entscheidung hat ein Mitglied meines Teams das Leben gekostet…mit dieser Entscheidung muss ich Leben…aber die Entscheidung war die richtige“

    Er atmet tief durch und kehrt zu seine Vortragstonfall zurück:
    „Was bedeutet das für mich und mein Team, hier und jetzt?
    Wir sind in einer Krisensituation, nach aktuellen Informationen im Ausnahmezustand, mein Auftraggeber und seine Interessen sind nicht in akuter Gefahr.
    Gleichzeitig wurden wir von einer fremden Macht gezwungen das Leben andere zu Leben und Dinge zu tun die wir nicht tun wollten. Doch die Abrechnung mit dieser Macht muss warten.
    Im Moment findet wir uns für die Sicherheit und das Überleben einer Gruppe von Flüchtlingen verantwortlich.
    Wir können uns von dieser Verantwortung nicht befreien. So lange jemand aus dieser Gruppe unseren Schutz verlangt, müssen wir ihn gewähren, so unbequem das für unsere Mission sein sollte. Bisher haben wir sie aus dem Tal geleitet, mit Lebensmitteln und Wasser versorgt und so gut es möglich war, für ihren Schutz gesorgt. Bis wir keinen sicheren Platz erreicht haben, nicht eine Lichtung am Rande des erwachten Urwaldes, können wir diese Verantwortung nicht ablegen. Somit ist das unsere unmittelbare Priorität. Erst dann können wir entscheiden wie wir weiter vorgehen.
    Wer uns nicht glaubt, uns nicht vertraut, unseren Schutz nicht will oder unsere Maßnahmen nicht billigt, dem kann ich nicht helfen. Und auch wenn ich es für einen Fehler halte hat jeder Einzelne die freie Entscheiden unseren Schutz jetzt zu verlassen.
    Gleichzeitig muss ich darauf bestehen, das diejenigen die sich unserem Schutz anvertrauen wollen, Anweisungen und Befehlen gehorchen. Das ist nicht optional, da für den Schutz der Gemeinschaft unerlässlich.
    Ich werde das Angebot zum Verlassen der Gruppe zu gegebenem Zeitpunkt wiederholen, bis dahin gilt das gesagte.“

    Ein weiteres Mal atmet er tief ein und aus, wenn er weiter spricht ist sein Ton voller, zuversichtlicher, optimistischer:
    „Dahomey ist eine große Idee, wie alle großen Ideen hat sie Feinde und diese Feinde habe zugeschlagen. Dieses Land ist eure Heimat, eurer Zuhause, eure Idee. Sogar einer von uns ist einer von euch, unsere Auftraggeber ist einer von euch. Unsere Mission ist es diese Idee zu verteidigen, sogar mir als Fremden ist schon jetzt klar das es sie es wert ist, verteidigt zu werden. Die die unseren Schutz brauchen, werden ihn bekommen, die die mit uns Streiten sind willkommen und die die sich gegen uns stellen…werden uns nicht aufhalten!“

    Dann wendet er sich ab, unabhängig der Reaktion, ruft seine Leute zusammen und beginnt die Planung für die nächsten Schritte. Stocktacking s‘over!

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