Auswertung Wüstenduft

Gesamtlage

OP Wüstenduft – Taktische Karte

Im Morgengrauen des 14. Dezember 2073 ist die SFG 77 nach Nakatombe zurückgekehrt, nachdem Operation Wüstenduft mit Teilerfolgen beendet wurde. Im Laufe der nächsten drei Tage drängte die Task Force Landfall den Großteil der gegnerischen Verbände aus dem Gebiet Nkambo zurück. Während Teile der Agooji-Verbände entweder geordnet oder flüchtend das Heil im erwachten Dschungel suchten, wurde der Hauptteil der Milizen und Terroristen entweder nach Norden vertrieben oder festgesetzt. Dies bedeutet praktisch, dass der akute Gefahrenherd am Westrand der Stammesgebiete am Tawani-See beseitigt ist. Derzeit wird die Sicherheitslage an lokale und legitimierte Milizen oder auch Mercenary Inc. übergeben, damit kein Vakuum verbleibt, wenn AIM seine Kräfte zurück nach Nakatombe konsolidiert.

Aufklärung am Äußeren Randposten

Die Eroberung des Äußeren Randpostens lieferte zentrale Hinweise gegen die feindliche Gruppierung der Agooji. Zum einen wurde der Gegner in ein massives Rückzugsgefecht um die ausgedehnten Minenanlagen verwickelt. Die dort versteckten Panzerfahrzeuge (12 Kampfpanzer, 20 Truppentransporter, sechs Transporthelikopter) konnten aufgrund der fehlenden Lufthoheit des Gegners nicht effektiv ins Feld geführt werden. Derzeit arbeiten wir uns systematisch durch die Tunnelsysteme durch. Wir gehen davon aus, dass dieses schwere Material zur Vorbereitung einer späteren Offensive gesammelt wurde. Woher der Gegner eine zukünftige Luftunterstützung (jenseits der örtlichen Elektronischen Kriegsführung und Raketenabwehr) heranzuführen gedachte, ist noch unklar.

Das arkane Tor wurde gesichert und wird derzeit untersucht. Befragungsergebnisse ergaben, dass es sich um einen „alten Zugang“ zum Köngreich Agooji handelt. Personen und Geister, die mit dem erwachten Dschungel oder diesem Königreich in einer besonderen Beziehung stehen, haben dieses Portal für sich zu nutzen gewusst. Ein praktischer Versuch zeigte, dass sich die Wahrnehmung des Dschungels und die Responsivität für arkane Kräfte durch das Durchschreiten des Portals steigern. Wir haben die Versuche abgebrochen, um kein weiteres Risiko einzugehen.

Wir konnten die Identität von Senator Mun Kapadin bestätigen und seinen Tod feststellen. Dieser Kollateralschaden ist ärgerlich und wurde durch einen Fehlbeschuss verursacht. Ob der Tod durch eine Luft-Boden-Rakete von AIM oder durch eine Boden-Boden-Rakete der Feindkräfte verursacht wurde, ist Gegenstand einer Untersuchung.

Der Schamane Logotai wurde als bestätigter Abschuss verbucht. Seine genaue Herkunft oder sein Hintergrund ist unklar. Zeugenaussagen der Gefangenen bestätigen die Vermutung der SFG 77, er sollte im Schwemmland die Verfolgung des Löwen-Totems anleiten und die Hilfsbemühungen im Katastrophengebiet angreifen.

Erfreulich ist, dass abgesehen von Senator Kapadin keine zivilen Verluste beklagt wurden. Die wenigen Zivilisten konnten in den Dschungel oder in Schutzräume fliehen. Die Bevölkerung des von ihnen entdeckten, traditionellen Dorfes wurde vorerst zur Befraung deportiert.

Die „Stille Kompanie„, die von ihnen aufgespürt und begrenzt dokumentiert wurde, ist verschwunden. Wir sind alarmiert und arbeiten mit einer Gruppe aus Sonderermittlern daran, dieses Detail nicht aus den Augen zu verlieren und die Hinweise die wir haben, umfassender auszuwerten.

Befragungen der Gefangenen

Okobe Ambéto

Nachfolgend finden sie die wichtigsten Ergebnisse der Gefangenenbefragungen in gekürzter Form.

Okobe Ambéto: „Enomi hat meine Macht über mich und mein Schicksal von ihrer ‚Mutter‘ geerbt. Sie wusste, dass sich die Totemkräfte dieses Landes von mir fernhalten, weil die Hexe einen Fluch in mich gebannt hat, als Mensch und Nashorn ein gemeinsames Schicksal teilten.“

„Enomi ist eine Tochter des Königs der Agooji. Sie ist nicht die einzige. Ich glaube nicht, dass der alte König noch lebt. Sein Ahnengeist spricht durch seine Nachfahren. Sie haben es geschafft die erwachten Idola für sich zu bändigen. In geheimen Tälern haben sie Wege in die Vergangenheit geschlagen. Die Idola werden dort angelockt, gefangen, getäuscht und eingesperrt. Die Agooji wissen meisterhaft, wie man das Böse in ihnen nährt. Für jede Idola haben sie ein Tal. Dort schwelgt alles und jeder in den Prinzipien der Idola, die dort herrscht. Es sind rauhe Orte, in die Vergangenheit gestürzt. Wie ein Albtraum. Nur die Anführer der Agooji gehen dort ein und dann gestärkt wieder hinaus. Alle anderen verzweifeln als Sklaven und Gefangene.“

„Was ich glaube? Ich glaube, Enomi wird sich verantworten müssen. Ich zähle mal auf: Erstens, der vereitelte Giftgasangriff auf die Versammlung. Zweitens, die beendete Besatzung des Sandorakels. Drittens, die gescheiterte Beschwörung in Moskuwa. Und jetzt auch noch der Velust des Äußersten Randpostens. Ich weiß nicht, wieviele Tore es noch gibt, aber das war sicher wichtig. Sie selbst wäre mit ihren eigenen Untertanen niemals so nachsichtig gewesen.“

„Ich habe keine Meinung zu alledem! Enomi hat getan, was sie konnte – weil sie es konnte. Ihr könnt mich nicht einsperren. Und ich bin nicht frei. Die Welt dreht sich weiter, nur ich bin immer noch ein verstoßener Junge am Rande eines Dorfes. Ich schaue verstohlen zu den Lichtern in der Nacht. Aber zurück kann ich nicht.“

Kwame (Visagistin)

Kwame: „Enomi dient vielen Idola! Aber ihr stärkster Fetisch ist die dunkle Seite der Labima. Kunst und Täuschung ist ihr Handwerk. Sie durchschreitet das erwachte Land wie ein Künstler die Farben auf einer alten Leinwand abkratzt. Es war klug, ihr nicht durch das Portal zu folgen. Sie verändert die Spielregeln in ihrem Land wie es ihr beliebt! Ich weiß es, weil ich ausgewählt wurde sie zu schminken und auf ihren Reisen zu begleiten, Ich bin keine Visagistin, ich bin Priesterin. Sie wird kommen und mich zurückholen!!“

„Nehmt die Opalwurzel von mir fort! Bitte, ich sage alles, aber dann lasst mich endlich sterben! Ich muss zu ihr, sie ruft mich!“

„Ich kenne dieses Bild, ja. Das ist ein Journalist, Evan Choi. Er wurde in der deutschen Stadt Bellin mit einer Dienerin des Königs zusammengebracht. Dieser weiße Narr fiel auf eine Heiratsagentur rein. Er wollte sich eine Frau kaufen, wie eine Sklavin. Die Herrin Enomi hat ihn selbst befragt und dann in das Tal des Leidens geschickt. Geister schlüpfen aus ihm, wie Maden im Fleisch. Er ist tot.“

„Ja, ich habe Enomis Maske getragen, bevor das Haus zusammengestürzt ist und der Soldat mich niedergeschossen hat. Ich bin ihr wie eine Schwester [weint]! Ich habe ihre Füße gewaschen und ihre Hände verziert. Ich habe ihre Schönheit zum Vorschein gebracht, und dann hat sie mir diese wieder ausgeliehen, damit ich sie schütze und die Feinde verwirre. Das war wahre Liebe, und jetzt bin ich verstoßen! Ich möchte hier raus, lasst mich gehen!!“

„Nein, in Nakatombe war ich nie. Dort war ein anderer Spion von uns. Er hat die beiden Archaischen fortgelockt und dann später das Vertrauen von eurem ‚Weißen Diener Andikans‘ erschlichen. Ich glaube, ihr habt ihn gefangen. Aber das ist egal. Er hat seinen Teil geleistet. Ihr glaubt, ihr seid einen Schritt voraus? Ihr folgt wie Ameisen einer Zuckerspur in eine Grube aus Benzin.“

Barima (Hermetikerin)

Barima: „Irgendwann wird jemand kommen, der mächtiger ist als ihr, und dann wird meine Seele aus diesem Kreis gerissen, ob ihr es wollt oder nicht. Die Opalwurzel ist ein schlauer Zug, aber es ändert wenig. Ich bin nur eine Leibwächterin.“

„Das Tor? Der Weg durch die Unterwelt und das Wasser führt in das alte Königreich. Dort gibt es eine Welt hinter der Welt, und Wunder aus Magie und Technik, die ihr nicht zu glauben wagt! Wer hindurch geht, wird sachte entwurzelt aus der Welt, und sieht zwischen Farbe und Leinwand. Es ist ein Labyrinth, nur die Kinder des Königs können es verstehen. Wir Diener folgen nur ihrem königlichen Duft und lassen uns von den Ahnengeistern führen.“

„Die ‚Grenzgänger‘ sind lautlose Wanderer in der erwachten Welt. Sie werden Enomi beschützen, und sie wird die Grenzgänger beschützen. Was ihr ‚Stille Kompanie‘ nennt, ist die Verbndenheit des Landes und die Kraft der Idola! Sie folgen den ungesehenen Pfaden, wie sie kein Schmuggler sich erträumen könnte. Die Waffen, die ihr gesehen habt, sind nicht nur aus euren Schmieden. Die erwachte Welt holt sich zurück, was ihr schadet, und dann erschafft sie sich neu und mächtiger als zuvor. Es ist hier wie anderswo: Die Idola haben den Weg in die Zukunft entdeckt und sich von der Vergangenheit losgemacht. Ihr nennt sie ‚dunkel‘, doch sie sind der Morgenstern der Siebten Welt!“

„Lokotai? Ich hasse den Vielfraß, er ekelt mich an. Seine Verwendung war jedoch klug von der Herrin durchdacht. Er hätte den Löwenkönig finden und verschlingen können. Jetzt ist er auch gefangen, nehme ich an?“

„Ha! Allerdings kenne ich diese Frau. Ihr Name ist Lena Mason. Sie ist eine von euch [spuckt gehässig]! Sie hat großes Leid durchstanden, aber ihr könnt euch glücklich schätzen. Sie war zu wertvoll um zu sterben. Sie wurde auf die ungesehenen Pfade geschickt und arbeitet als Sklavin in irgendeinem Winkel der Welt bis sie stirbt. Das ist der Lohn für ihren Verrat an euch.“

„Herrin Enomi war zuerst belustigt, als sie vom Fall des Prinzenpaares hörte. Aber jetzt kennt sie keine größere Quelle ihres Zorns als diesen Jérome, den Schamane der Weißen Andikan. Sie hat Bilder gemalt, die sein Schicksal zeigen, und sie wurde von einem Diener der Dunklen zu einem geheimen Ort geführt, wo alles mit ihm begann. In übermenschlicher Rage habe ich sie gesehen. Und dann kam der Narr zu einem der unsrigen und hat ihm sein Herz ausgeschüttet. Da lachte sie, so herzlich wie ein Kind. Ich glaube, Jérome wird untergehen, wenn er diesen Weg weiter geht. Ich hätte ihn gerne getroffen… Pech für ihn, dass die Bilder der Herrin in den Flammen eurer Raketen verbrannt sind.“

Kambo (Gruppenführer)

„Es geht alles um Gefangene. Nur ein kleiner Teil bleibt im Königreich. Er wird in die Täler geschickt, wo die Idola absolut herrschen und sich weiden. Der größte Teil geht auf die Schmuggelrouten. Ich weiß keine genauen Zahlen, aber es müssen Zehntausende gewesen sein. Ich habe Listen gesehen, länger als ein Troll. – Wohin? [lacht] Ich habe keine Ahnung. Viele wurden an Konzerne verkauft, oder an nahegelegene Länder. Ich weiß von Bergbauarbeiten. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs, ehrlich. Ich habe die Besessenheit der Enomi und ihrer Familie nie verstanden. Am Ende geht es ums Geschäft, das ist meine Meinung. Und am Tawani-See um Eroberung, ganz klar. Aber was die Sklaven betrifft, das war ein Geschäftsmodell. Die haben Spezialisten gesucht, Hunderte. Fachkräfte aus allen Bereichen. Es muss eine gigantische Maschinerie der Verschleppung geben, die seit Jahrzehnten Menschen aus Dahomey in alle Welt exportiert.“

„Ich weiß es doch nicht! Meine Aufgabe war der Konvoi- und Anlagenschutz dort. Die Panzer und all das hochmoderne Gerät kamen aus dem Dschungel. Das waren geheime Schmuggelwege, vorbei an jeder Kontrolle. Da waren chinesische Waren, sehr viel aus China. Aber auch Russland und Aztlan. Sachen aus Europa hatten wir nur selten. Wofür die Kavallerie in den Minen gedacht war, wussten wir nicht. Einige haben spekuliert, dass es gegen Moskuwa eingesetzt werden sollte. Aber das hätte wohl keinen Sinn gemacht, solange Mercenary Inc. dort die Stadt befestigt hält. Ich glaube, es sollte nach Norden gehen, gegen diese Versammlung und die fremden Konzerne am Orichalkum-Gürtel. Was auch immer stimmt, der Plan wurde vereitelt.“

„Ich war immer frei, so frei wie man als Soldat eben sein kann. Ich weiß aber, dass der Kreis der ‚echten‘ Anführer im Bann der Familie stand. Die Agooji haben ihnen mit Seelenfolter gedroht. Ich habe es gesehen, wie ein Mann zu einem Zombie wurde. Es war Vodun aus der dunklen Erde des Landes! Ich habe nur als Soldat gedient. Und Herrin Enomi hat mich immer respektvoll und wie einen Leibwächter behandelt. Man musste nur wissen, dass sie eben exzentrisch ist, dass man sie als Herrin ansprechen muss. Wenn ich alleine mit ihrem Fahrer und ihr und ihren Handmaiden im Auto saß, hat sie manchmal Scherze gemacht und wir haben zusammen gelacht. Aber das war auch immer unheimlich. Ich hab den Blick der anderen im Nacken gespürt…“

Yanu (Aufklärer)

„Über Funk kam der Befehl, dass wir Kameo, also Herrin Enomi, mit Logotai und anderen von der Gruppe Echo am Tor treffen sollten. Enomi tauchte auch auf, aber Logotai hat es nicht geschafft. Enomis Leibwächter folgten ihr durch das Portal und ich habe den Rückzug gedeckt, mit den anderen. Der Plan war eigentlich, dass uns die Herrin alle durch die geheimen Wege führt, zu den Grenzgängern. Und dass wir dann evakuiert werden. Ich nehme an, Enomi ist es gelungen. Für alle anderen hat es nicht gereicht. Auch Okobe musste sie zurücklassen. Ich glaube, er war bewusstlos.“

„Die ‚Grenzgänger‘ sind eine Elitetruppe. Mechanisierte Infanterie, würde ich sagen. Ich bin auch einmal mitgereist. Der Wald öffnet sich, um sie zu empfangen oder frei zu geben. Es ist unglaublich. Und im Verborgenen gibt es mobile Einsatzzentren, wie von einem anderen Stern. Aus Glas gebaut, so glatt wie ein Spiegel. Mein GPS war einen Scheiß wert. Dann haben wir Waffen bekommen, absolut lautlos. Die waren aus Amerika. So haben wir Anfang Oktober Stammeskolonnen überfallen und Reporter festgesetzt. Einige wurden ausgetauscht und dann haben wir die ganze Ladung Reporter gefesselt auf einem LKW wieder auf einer Straße abgesetzt. Ich hab keine Ahnung was das sollte. Ich glaube, es war eine Art Geschenk, für die Hausa, oder Mercenary Inc.“

„Am Äußeren Randposten haben wir uns immer sicher gefühlt. Ich wäre früher keinen Meter in den erwachten Dschungel gegangen, aber die Agooji leben dort seit Generationen. Ich habe gedacht: ‚Selbst wenn sie Marschflugkörper gegen unsere Stellung hier einsetzen, du musst nur in den Wald und den Fluß rauf und das wars.‘ Ehrlich, irgendwann habe ich immer die Grenzpatroullien übernommen, die am tiefsten drin waren. Ich hab mich gefühlt, wie was Besonderes. Nichts in diesem Dschungel hätte mir was anhaben können! Scheiße man, ich war Aufklärer in der Leibgarde des Königshauses der Agooji!“