Alle Beiträge von Positive

Finnja und Negative

Negative hatte den anderen den Vortritt gelassen, als das Gespräch mit Goodfellow und Uzun beendet war und alle anderen sich auf dem Weg zurück in die Wohnung machten, in der freudigen Erwartung, mal die Beine hochlegen zu können. Dem Lieutenant hatte er beim aus dem Raum schieben noch kurz zugenickt, man habe da noch etwas unter vier Augen zu besprechen; und dieser hatte mit Mühe kurz Schultern und Mundwinkel nach oben gezogen.

So standen sie nun da, und wo es vor Monaten noch Stunden hätte dauern können, bis die ersten Worte fielen, unterbrach Negative schnell die Stille:

„Staatenlos in abgeriegelte Bürgerkriegsländer einzureisen ist wohl nicht Teil der Grundausbildung, oder? Es freut mich aufrichtig, dich wiederzusehen!“

Er spürte allerdings, dass sich seine Muskeln leicht spannten und sich darauf vorberereiteten, zumindest den dritten und alle weiteren Schläge und Tritte abzufangen.

Die nordische Elfe im afrikanischen Gewand stand Negative eng gegenüber und es wirkte in etwa so, als würden beide hinter der Bühne eines Theaters zwischen den Aufführungen aufeinander treffen.

„Ich habe nur gemacht, was Du geraten hast. Ich habe alte Kontakte bei AIM bemüht. Und Mitte Oktober hieß es dann, Du wärst vermisst. Dann habe ich sofort eine Nachricht an Captain Uzun durchgedrückt und der Rest war die Arbeit der Logistiker. Bilde Dir bloß nichts ein. Ich nutze nur meine Chance, nicht völlig über den Tellerrand hinaus geschoben zu werden. Sowohl der Kämmerer Fink als auch die Übernervöse vom Policy Board wären hier längst untergegangen, wenn ich nicht auf Disziplin, Ausdauer und Geduld gepocht hätte. Jetzt bist Du da und der Plan ging auf. Sie zu, dass ich nicht der Arsch bin, der am Ende keinen Stuhl mehr bekommt, wenn die Musik aufhört.“

Im krassen Gegensatz zu ihren Worten und auch zu ihrer kalten Miene fasst sie Negative sachte am Oberarm und streicht mit der anderen Hand über sein Gesicht.

„Du hast Dich verändert,“ stellt sie fest. Dann umarmt sie ihn und atmet tief durch.

Als sie einige Momente später ihr Kleidung wieder in Ordnung brachten, antworte er:

„Das stimmt in so verdammt jeglicher Hinsicht! Ich weiß im Grunde jetzt, wo ich herkomme. Ich weiß, dass es hier noch was in Ordnung zu bringen gibt für mich. Man hat mich benutzt, und diese Schande werde ich tilgen…“

Sein Blick schweift einen Moment ab.

„Was nutzt Macht, wenn sie dem Chaos nutzt?“

Für einen kurzen Moment blitzt seine Schamanenmaske auf. Finnja schaut ihn erschrocken an und will sich abwenden, aber er hält sie zärtlich aber bestimmt fest.

„Jedenfalls bringen wir mit allem, was wir an Intel und Erfahrungen so gesammelt haben, die Firma weit nach vorne… das wird Einiges in Bewegung bringen. So wie ich Uzun kenne, dauert das keine 48 Stunden, und es ist wieder wie früher.“

Er schaut ihr lange ins Gesicht.

„Nur du hast dich im Grunde nicht verändert. Innen wie außen. Zeit, das in Bewegung zu setzen. Und dieses Mal haben wir die Möglichkeiten…“

Der neue Negative

Copper verschwand gerade mit der neu erlangten Gewehrtasche aus seinem Blickfeld, da kam dem Lt. ein Elf entgegen, der die sich vor einigen Stunden verflüchtigenden Gedanken über die eigene Endlichkeit im Allgemeinen und der persönlichen Erschöpfung im Besonderen wieder wachrief. Mit geradzu ekelhaft beschwingten Schritten und einer überbordenden Ausstrahlung kam Negative auf ihn zu – und fiel ihm zu seiner Verwunderung gleich um den Hals.

„Ich habe gerade mit den Fulbe und Tuareg die Wachpläne durchgesprochen – und habe dafür einen Geist beschworen!!! War ganz einfach! Ich hätte nie gedacht, dass man so direkt Zugriff und Einfluß auf die Welt haben kann. Man, das ist echt unbeschreiblich!“ Mit Blick auf das müde Gesicht des Lt. verfliegt ein Teil von Negatives Euphorie. „Ich schätze mal, wenn man gerade einen Teil seiner Vergangenheit wiederentdeckt hat, dazu noch eine längst verstorbene und geliebte Ahnin getroffen und sie einen den richtigen Weg gewiesen hat und in den Kreis der Zauberkundigen aufgestiegen ist, hat man alles Recht, sich so aufzuführen“ gibt der Lt. zurück.

„Noch vor Wochen hätte ich mich dafür georfeigt, wenn ich sowas von mir gegeben hätte: aber der Geist Andikans in seiner reinen, ursprünglichen Form ist in mir! Nicht einmal der Gedanke daran, dass ich mich bald einem Duell werde stellen müssen, in dem ich hoffnungslos unterlegen bin, lässt mich zweifeln, dass ich den richtigen Weg gewählt habe! Allerdings habe ich keine Vorstellung, wie das Duell vonstatten gehen wird. Und hier wirst Du mir keine große Hilfe sein, nehme ich an, nicht wahr?! Ich wünschte, jetzt könnte ich mit Johansdottir reden… zu Themen, von denen ich vorher nur lahme Trid-Diskussionsrunden gucken konnte. Leider wird das erst nach dem Duell was.“ Er hält kurz inne: „Wenn ich das Duell überstanden habe: wie lauten deine Pläne für danach? Ich frage Dich direkt, denn auch ich habe eine Angelegenheit zu klären, über die noch nicht alles bekannt ist, aber die mit dem großen Ganzen hier zusammenhängt. Denn ich war Teil der Versklavung eines Volkes, und ich werde diese Schmach tilgen!“ Wieder bemerkt er die tiefen Falten in Bazuts Gesicht. „Ok, ein Schritt nach dem anderen. Ich geh zurück und entdecke mich weiter!“

So schnell er aufgetaucht war, verschwindet Negative wieder in Richtung der übrigen Besatzung des Orakels. Der Lt. schaut ihm lange nach. Seine Finger haben unbewußt ein weiteres MREs geöffnet. Die drückende Süße des Keks holt ihn zurück in die Wirklichkeit. „Der neue Negative“ denkt er…

Sandorakel

„Kein schlechter Vorschlag, Norge. Und ich denke außerdem, dass uns die Leute hier was schulden!“ antwortet Zoe. Die SFG 77 befindet sich immer noch unter dem Zelt, in dem vor einigen Stunden die Zusammenkunft stattfand und genießt die Kühle der Nacht.

„Ich denke, dass wir auch von hier aus Einiges an Aufklärung tun können. Dein Vorschlag passt das gut ins Bild, Norge. Bevor wir in diese Richtung aufbrechen, müssen wir uns alle Informationen holen, die wir holen können. Die Frafa sind möglicherweise interessante Ansprechpartern. Zoe, kümmere dich bitte darum!“ wirft der Lt an und fährt fort: „Negative, Copper: Ulowa ist hier noch nicht fertig. Weil wir immer noch zu wenig Informationen über den Gegner haben, schaut euch doch bitte den Verfassungsentwurf an. Was genau war die Intention der Agoji, was wollten sie in die Verfassung schreiben lassen? Bevor sich Ulowa zurückzieht, muß er darauf antworten! Am Besten direkt morgen früh.“

„Ich würde diese Informationsbeschaffung gerne erweitern, Lt. Du hast die Mission fürs Erste für beendet erklärt – aber ich werde das Gefühl nicht los, dass der Einfluß der Agoji hier nicht vollständig getilgt ist. Zur Theorie kannst du da sicher mehr sagen, aber dass sich die möglicherweise mächtigste Vertreterin der Gegner hier so aus dem Verkehr ziehen kann, indem sie ihren Geist irgenwo hinschickt oder er hingeschickt oder gezogen wird… Hällst du es nicht für möglich, dass sowas auch ein Werk der Idola sein könnte? Ich für meinen Teil will das auf jeden Fall erfragen, welche da in Frage käme.“ wendet Negative ein. Er bemerkt die Blicke der Anwesenden. „Ja, möglich, dass die Antwort auf diese Frage mit Andikan zu tun hat. Aber bevor wir nichts dazu wissen, sind solche Gedanken wenig hilfreich. Und ja, wenn mir was wie auch immer in den Sinn dazu käme, ich würde es euch sagen!

Rückflug

Noch während der Wind die letzten Wassertropfen von den Schwimmkörpern fegte, begann Regicide, das Geschehene in Worte zu fassen. Der Rest drückte sich auf der Bank im Innern des Flugzeugs, zwischen Ausrüstung und dem arg ramponierten Boot. Norge musterte das Gesicht des Elfen – die symmetrischen Kreise an Stirn und Wangen zeichneten sich deutlich ab. Als hätte Negative es bemerkt, lehnte er sich vor zum Leutnant
„Was ist das nun, Regicide? Kannst Du die Kreise im Astralraum sehen? Haben die eine Wirkung auf mich?“ unterbrach Negative seinen Vorgesetzten.

„Ja genau, sag doch mal was dazu!“
Norge hatte wohl nur darauf gewartet das Negative das Thema endlich anspricht. Auch wenn er ihn immer wieder mit breitem Grinsen ansah, so machte er sich doch auch seine Gedanken über die Veränderung von dem Elfen.
Wenn wir uns wieder was eingefangen haben, sollten wir das schneller rausfinden als damals mit dem Etusan Mist. Vor allem sollten gleich alle bescheid Wissen damit wir diesmal vielleicht schneller auf sowas reagieren können.“
Der Ork verschafft sich ein wenig mehr Platz in dem er das Gepäck zusammendrückt und wartet ab. Er schnauft hörbar aus und holt sich eine Zigarre aus seiner angelegten Ausrüstung. Eigentlich erstmal nur ein Metallzylinder, aber Regicide und Negative wissen genau was darin ist.

Régicide athmet einmal tiefe ein und aus, krammt in seiner Tasche, findet seine Termosflasche, schaut die beiden an…schraubt die Flasche auf, schaut intensive in Negatvies Gesicht, schenkt sich Kaffee ein, trinkt und kurz bevor in Norges Auge ein paar Äderchen platzen, sagt er:
„Langfassung wenn wir zuhause sind! Kurzfassung…Man sieht die Kreise im Astralraum, sie sind wie Teile deiner Haut, die ich auch im Astralraum sehen kann. Nicht magisch, kein Leuchten und nicht kontaminiert.“
Er beugt sich vor, entzündet mit der Spitze seinen verzierten Messers Norges Zigarre, reicht Negative einen Becher Kaffee und deutet auf das Funkegrät:
„Michelle, Sichere Verbindung, Datadump!
Vite, Vite mon ami magique!“

Opening AIM channel
th3 vva9esla\/3 online
encryption established
transmission started
1: encrypted dataset „APC data“
2: BTL data complete chip
3: Picture pack – OP Genozid
4: Video pack – OP Genozid

Ein gutgelaunter CWO Goodfellow erscheint auf dem Bildschirm, als Negative nach etwa einer Stunde Flugzeit noch aus dem Flugzeug einen gesicherten Trideokanal zur AIM etablieren kann:
„Hey Negative! Die Daten sind angekommen. Ich kümmere mich sofort darum! Wie ist es denn gelaufen? Und was ist denn das für eine steile Kriegsbemalung?“

Eine Pause entsteht. Eine unangenehm lange Pause. Eine Pause, in der Goodfellows Mimik alle Schattierungen durchmacht von ausgelassen über das Erkennen seiner Respektlosigkeit zu Erwartung einer klaren Ansage…Aber Negative antwortet nur gedankenverloren:
„Manchmal ändert das Land die Leute mehr, als die Leute das Land ändern…“
Aber schnell findet er seinen Fokus wieder: „Ping mich sofort an, wenn Du an den gesicherten Daten dran bis! Das ist viel wichtiger als der BTL. Den Rest sichern und entsprechend weiterleiten. Die Zusammenfassung des vorläufigen Abschlußberichts liefert Regicide in wenigen Minuten. An die Arbeit!!!“

Nicht ganz zwei Stunden nachdem Negative die Datenanalyse an Goodfellow weitergereicht hat, kommt eine erste Rückmeldung aufgezeichnet ans Einsatzteam vor Ort.

„Yo Sarge! Habe den Kram soweit angeschaut. Wird alles noch etwas dauern, aber mal pronto ’ne Einordnung. Und em… cooles Makeup. Ihr seid ja richtig upper class, ich seh schon. Also nix für ungut. Ist ok so für mich!“

Verschiedene Prozessfortschritte werden eingeblendet und verdecken das Gesicht des Chief. Es sind wohl Entschlüsselungsroutinen.

„Also das geilste zuerst. Die APC Data oder was auch immer. Die Entschlüsselung ist ziemlich hart. Die Datenstruktur ist aber schon klar. ich kenn mich mit dem Kram aus. Das sind BattleTac Manöverdateien. Das benutzt man in virtuellen Gefechtsfeldern um Soldaten in Großmanöver einzubinden. Also ich meine, das sind keine Mitschnitte von eingetretenen Türen, sondern der Soldat war vielleicht Gruppenführer oder Rigger und hat an einem virtuellen Manöver oder einer Schlachtfeldsimulation teilgenommen. Diese Dateien werden als Evaluation ausgegeben, quasi zur Leistungsbeurteilung und zur Manöverkritik. Vielleicht auch zur strategischen Anpassung. Von der Datenmenge her würde ich sagen, das waren mehr als zehntausend beteiligte Nodes, also strategische Akteursobjekte. Kommt ein bißchen auf die Zeitdauer an und Komplexität an, aber auf jeden Fall Regimentsmanöver oder Mobile Expditionary Unit oder sowas. Könnte was echt Großes sein! Also ‚geiler Scheiss‘ drauf!“

Ein virtueller Stempel auf der laufenden Entschlüsselung vermerkt: ‚heavy shit‘.

„Den BTL kann man nicht wirklich analysiseren. Ist jedenfalls schwarzer Kram. Simsense ohne RAS-Override, man kann also als Zombie rumlaufen – gemischte Realität und so. Full sensory, würde ich meinen, aber keine Div-X oder Raw Data. Will sagen: irgend eine Designerfahrung, vielleicht gemischt mit realen Erlebnissen. Das Problem ist, dass man slotten muss um zu erleben was drauf ist. Das lässt sich nicht decodieren, weil BTL eine unmittelbare Erfahrung induziert die man auch nicht einfach kopieren oder runterrechnen kann. Man kann hächstens ein Simsense Record aufzeichnen während jemans das Ding gerade geslottet hat. Aä? Klar wie ich’s mein? Jedenfalls sind die Daten die ich habe größtenteils nutzlos. Ihr habt nicht das Equipment um das wirklich von dem Chip runter zu kopieren. Und selbst wenn, würde es auch nichts bringen. Entweder ihr slottet, oder findet jemand, der es für euch macht und schneidet dem das Erlebnis mit ’nem Simrig mit. Wo ist denn Zoé? Habt ihr so einen Simsense Panzer bei der Hand?“

Diese Dateien bekommen den Stempel ‚mindfucking shit‘!

„Was die Bilder und Videos angeht, bisher größtenteils Fehlanzeige. Aber ich bleibe dran. Wen ich aber habe ist die Grinsekatze aus dem Café mit den Checkern. Der Kerl heisst Amobi und scheint ein reicher Typ zu sein. Ein Nigerianer, der in Nigeria als Tierschützer und Investor auftritt und gerade auch Wahlkampfreden in der Matrix schwingt. Er unterstützt da ein ‚Prinzenpaar‘ in der Wahl. Komisch, ich dachte Nigeria wär’ne Diktatur. Wusste gar nicht, dass die ’nen König haben. Aber dieser Amobi ist wohl eher ein kleines Licht in der Hinsicht. Macht wohl in Finanzen, Kredite und kleine Unternehmenssubventionen und sowas.“

Amobi

Amobi bekommt den Stempel ‚rich bro with attitude‘. „Also Sarge, man sieht sich! AIM true.“

Dokumentation

Auch wenn ich hiermit vorausgreife: sollten wir als eins der ersten Ziele den See aussuchen, ist eine unserer Hauptaufgaben die Dokumentation der Geschehnisse. Dafür sehe ich folgende Notwendigkeiten:

– @Lena: bitte besorg uns über das schon vorhandene Equipment hinaus zwei oder drei robuste Hand-kameras, damit wir nen Grundstock haben in Sachen Aufzeichnungsmöglichkeiten.
Meine Microtransciever habe ich eingeführt und stelle sie dem Team zur Verfügung.

Wie ist generell deine Situation? Ich werde nämlich die nächsten Tage zu dir stoßen.

– @Hiller: ich freue mich auf die Zusammenarbeit!
In Sachen Drohnen, wie sind sie da aufgestellt? Für Aufklärung sollten wir bei allen Missionen sorgen.

– @Goodfellow: wie stehen wir da, was die Verbindung zwischen AIM und HQ angeht?
Wie ist die Matrix-Situation in Dahomey denn generell? Ich hatte die letzten Tage keine Gelegenheit, mich damit zu befassen.
Und wie schätzt du den Vorteil des als Missionsziel angegebenen Uplink ein?

Priorisierung Negative

Bazut, du hast mich nach meiner Priorisierung gefragt bzgl. der möglichen Ziele. Meine sieht so aus:

1. Durchsuchung (Moskuwa) – Ich rechne hier nicht mit großem Aufwand; es bietet aber die gute Möglichkeit, sich zu akklimatisieren und Erkenntnisse zu sammeln.

2. Tawani See – es muß klar sein, dass wir es hier ziemlich sicher mit einem Kampfeinsatz zu tun haben. Meine hohe Priorität speist sich einzig aus der Dringlichkeit. Die Frage ist natürlich, ob wir dafür gut genug ausgerüstet sind – und hier sollten wir nicht vergessen, dass es auch darum geht, die Geschehnisse zu dokumentieren!

2. Tombu Villa – eine Basis in der Nähe ist gemessen an der vermutlich längeren Aufenthaltsdauer im Gebiet wichtig; insbesondere für Hiller.

3. Uplink

4. Nkambo

5. Wadi – wenn ich das recht lese, kann man hier von einer Vielzahl an Kräften ausgehen; ich weiß nicht, inwieweit wir dort zu viert etwas bewegen – auch wenn ich weiß, dass wir einiges bewegen können.

Berlin: zu weit. Deligieren??? Gibt es da jemand im Pool, der vielleicht auch noch in der Gegend ist?

Konkurrenz/Damm: im Moment zu gefährlich – nicht lohnend

 

Generell denkst Du über eine Aufklärung nach, Bazut. Soll diese tatsächlich bodengestütz erfolgen? Vielleicht lässt sich sowas auch via Drohnen klären!??

Nachtrag

Ergänzende Privatnachricht von Negative an Bazut und Harald:

Nur der Vollständigkeit halber: ich bin interessanterweise am Rande meiner Recherchen auch über die Yutani Corporation gestolpert: die ehemalige „Miss Yutani“, genannt die „Kriegstaube“ (also quasi Mirus „Mutter“) ist in Dahomey enorm verschriehn. Scheinbar hat haben sich die Finanzwaffen der Yutani Corporation in den 2060ern einige Jahre direkt gegen Dahomey gerichtet. Das ist aber Geschichte, aktuell scheint die YC kein Thema zu sein.

Grüße,

Negative

Lomé direkt – 29.09.2073

Die verbliebenen beiden Mitglieder erreicht der SFG77 erreicht eine Privatnachricht von Negative:

Bazut, Harald, ich will euch das, was ich in Lomé gesehen habe, nicht vorenthalten. Uzun hat die wichtigen Informationen bekommen, aber ich denke, dass ihr die Geschehnisse nochmal aus erster Hand braucht.

Und ja, ich will gleich vorweg schicken, dass ich mich von meiner Heimat wie eingesaugt fühle. Ich habe mich in den letzten zweieinhalb Wochen vor allem um meine Wurzeln gekümmert, habe versucht, Kontakt zum Vudun-Priesterzirkel zu bekommen, war viel mit dem Motorrad unterwegs; und ich glaube, die Flashbacks besonders zu den Gesprächen mit Johannsdottir sind ein gutes Zeichen, dass sich was bewegt hat in meinem Kopf. Irgendwie erscheint mir Lomé wie ein Spiegel meines Inneren.

Aber zurück zum 29.9.73: das Eigenartigste war, dass die Ausschreitungen genau 5 Stunden und 56 Minuten dauerten. Und ich meine genau. Auf dem Rückweg vom Akodésséwa südlich des Flughafens sammelten sich plötzlich Menschen auf den Straßen. Aprupt. Als wäre das alle irgendwie geplant gewesen.

Ich hab mich dann ins Zentrum durchgeschlagen, was wegen der blockierten Straßen nicht immer einfach war. Keine Ahnung, woher die ganzen Demonstrationen von Bürgern in offenbar zahlreichen Vierteln der Stadt plötzlich kamen. In den Medien war währenddessen und danach nicht die Rede von einer organisierten Aktion.

Auf einer Fußgängermeile am Rande der schweren Demos hab ich dann mit eigenen Augen beobachtet, wie Vermummte mit brennenden Mülltonnen die Dinger einfach in ein Schaufenster schoben, dann ihre Maske abnahmen und einfach ein paar Häuser weiter in ihr eigenes Geschäft gingen, um dort das Chaos aufzuräumen, das ein anderer angerichtet hatte. Von Polizei oder Militär keine Spur! Typisch  Afrika: jeder kümmerte sich, Feuer wurden gelöscht, Verletzte versorgt. Aber irgendwie komme ich nicht von dem Gedanken los, dass das Ganze wie einstudiert wirkte. Für mich? Und wer zieht das die Fäden? Was sollte das?

Ich fürchte, das wird nicht das letzte Mal gewesen sein…

Oma kommt heim

Auch in Kanada hatte Hochsommer geherrscht, aber das war nicht zu vergleichen. 33°C, die stechende Sonne, die die Luft über dem Flugfeld zum flirren bracht, zusammen mit einer Luftfeuchte, die das Atmen schwer machte.

Negative verließ das Flugzeug und stieg mit den übrigen Passagieren in den bereit stehenden E-Bus, das Handgepäck in der Hand. Kaum hatte er den Wartebereich des Terminals betreten, wurde er auch schon aufgehalten. „Mr. Mlongo, würden sie mir bitte folgen?!“ Die beiden orkische Sicherheitsmitarbeiterinnen deuteten unmissverständlich auf eine separate Türe mit der Aufschrift „douane“. Wortlos und ohne zu zögern öffnete er die Türe und trat in ein schmucklose Zimmer, dominiert von einem Schreibtisch.

Er hatte den Anblick erwartet: die metallene Transportbox stand zwischen ihm und dem elfischen Zollbeamten. „Mr. Mlongo, darf ich bitten?!?“ weiß ihn dieser an, und wenige Momente später stand  die schmucklose irdene Urne vor ihnen, halb ausgewickelt aus dem dicken Stoff und der Holzwolle. „Sie haben in den Frachtpapieren eine Überführung ausgewiesen, allerdings existiert in unseren Datenbanken niemand mit dem Namen „Chinemelum Nwokeabia“. Wen führen sie hier mit sich, wo fand die unvollständig deklarierte Exhumierung statt und wohin soll die Asche gebracht werden?“

Drei Wochen vorher hatte Negative in Quebec in einem ähnlich kargen Büro mit exakt den selben gefälschten Dokumenten gesessen, und schon dort überraschte es ihn, welch große Motivation ihm der letzte Wille seiner Großmutter war. Schon dort hatte er mit Geduld und ruhigen Erklärungen Erfolg gehabt. Aber das sie schon vor ihrem Gang ins Exil ihren Namen in Kakuve geändert hatte, wurde ihm erst hier in ihrer Heimat klar.

Seine Transportbox auf dem Trolley verließ er den Flughafen und betrat die brodelnde Stadt Lomé.

Negative bei Johannsdottir

// 26. Mai 2073 //

Man hatte den Termin für ein ausführliches Gespräch bewußt auf den ersten gemeinsamen freien Tag gelegt, schließlich gab es eine Menge zu bereden.

„Ich rate Dir also: mach Dich auf in deine Heimat. Und lass Dich dort leiten von den Mächten. Hab Vertrauen! Du wirst die Antworten finden, die Du suchst!“

Der Elf grübelte: „Aber was soll ich dort tun? Wo soll ich anfangen? Wohin mich wenden? Sind die konkreten Anhaltspunkte tatsächlich so unscharf erinnert?“

„Ja. Oder verschleiert. In jedem Fall tauchten sie während der Vorfälle nach der SimSense nicht auf.“ Johannsdottir fixiert Negative. „Und nein, falls Du tatsächlich mit dem Gedanken spielst, Dich nochmal unter SimSense-Einfluß…“ Die Haltung ihres Gesprächspartners ändert sich ruckartig. Er unterbricht: „Niemals! Niemals werde ich das tun! Ich kann mir die Gefahren lebhaft ausmalen. Mir kam aber zugegebenermaßen der Gedanken, Dich zu fragen, ob es nicht auf einem Deiner Wege möglich ist, meine Lücke zu füllen. Ich hoffe, Du siehst alleine die Tatsache, dass ich mit Dir darüber rede, als Zeichen des Vertrauens. Mir ist es schon unangenehm, wenn Regicide neben mir seine Zauber wirkt. Für so etwas fehlt mir einfach der Glaube…“ Ohne auf eine Replik zu warten fährt Negative fort: „Trotzdem: immer noch ist es mir mehr als unangenehm, jemand anderen nach den eigenen Erinnerungen zu befragen oder die Bruchstücke davon in fremder Leute Aufzeichnungen zu lesen. Also Afrika? Ich lasse mich also vom Zufall leiten?“

Johannsdottir schmunzelt. „Nenne es, wie Du willst. Ich war davon ausgegangen, dass Du die Mächte spätestens nach dem Abgang von Brick als einflußreicher wahrnimmst.“

„Ich wußte nicht, dass Du Dich auch mit Feuerelementaren unter dem Meer auskennst?“

„Du solltest dich so langsam mit dem Gedanken anfreunden, dass eine Klarheit, wie Du sie hinter dieser Welt vermutest, nicht exisitiert.  Was aber existiert – und was nicht nur mir Macht verleiht, oder mich unterwirft, je nach Sicht und Situation – sind Entitäten, die unsere Wege beobachten, beeinflußen, bedingen.“

Negative versinkt ins Grübeln. Nach einigen Minuten legt er unter Erklärung der Trollin zwei Dinge auf den Tisch:

Vodoo-Schutz-Amulett seiner Großmutter Kakuves

 

Fotographie von „Massai Enfant Feu“ aus der Bildergalerie

 

Das Gespräch darüber dauert mehrere Stunden, und als Negative gegen 2300 das kühle Flugdeck betritt, steht sein Entschluß fest. Seine Reise wird zuerst nach Kanada, dann nach Dahomey gehen.