27.03.2074 – FS

Der Südpazifik zwischen Vanuatu und Hawaii zeigte sich von seiner ungnädigen Seite. Die Gischt schwappte aus den Speigatten, und der junge Scheich sorgte lautstark für etwas mehr Futter für die Fische unter den schäumenden Wellen. Kreidebleich wankte er zurück in die Kajüte und würdigte der Gestalt, die sich breitbeinig vor der Brücke aufgebaut hatte, keines Blicks. Sie ließ den Monitor an ihrem Handgelenk aufleuchten. „Knapp 17 Knoten bei 11.2 m/s nur unter Fock und Besan; eigentlich eine wichtige Lektion in Sachen Papis Segelyacht auf hoher See“, dachte sie und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch schnell verhärteten sich ihre Züge wieder. Sie erinnerte sich an die letzten drei Monate…

Tief drinnen hatte sie die Entscheidung schon geahnt, wie die Sache ausgehen würde, noch bevor der Einsatz ganz beendet war, man die Auswirkungen überblicken konnte und weit bevor die Ehrungen begannen. Dabei stand sie nicht in der ersten Reihe, aber man hatte sie ordentlich entlohnt für den Fronteinsatz, den sie ja eigentlich nicht mehr gewollt hatte und dem sie nur ihm zu liebe und zu ungünstigen Bedingungen zugestimmt hatte.

Denn natürlich war sie rasch zum fünften Rad am Wagen geworden. Ihr Positive hatte sich verändert. Zum Guten in einer idealen Welt… aber das hier ist die sechste Welt, und die hatte sich in ihrer ganzen Macht gezeigt.

Er wird seine Verpflichtungen seinem Land gegenüber erfüllen, seine Rolle beim Menschenhandel mit den Himba aufklären und deshalb einen „Vertrag“ mit dieser ominösen Prinzessin eingehen – das war die knappe Zusammenfassung der letzten Unterhaltung zwischen ihnen beiden, die sie am 6.1.74 geführt hatten, während die Sonne hinter der neu entstandenen Baumsavanne unterging. „Dämliche Romantik“ schoß es ihr durch den Kopf. „In den wichtigen Momenten hat er das wie auch immer hingekriegt, mich einzuwickeln. Zum Kotzen“.

Wie der Zufall es dann so gewollt hatte, stolperte sie nur zwei Tage nach dem Abflug aus dem Golf von Guinea auf eine Annonce aus den Emiraten und lies sich die Gelegenheit, Abstand von diesem Land mit all seinen Verrückten, Idealisten und abstrusen magischen Erscheinungen nicht entgehen. Die See unter den Füßen – und dann auch noch auf einer modernen Hochseeyacht als Captain.

Sie spie in die Wellen und entschied sich, das Jungchen aus seiner Kabine zu ziehen für einen Crashkurs in Sachen Takelage. Zur Beruhigung der Nerven. „Dämlicher Wichser! Aber weiter weg von ihm und all den anderen Irren geht ja nicht…“ dachte sie beim Verlassen des Decks. Abgesehen von Brick tief unten stimmte ihr Gedanke.