Das neue Orakel

Nach dem Ende von Operation Primordial Prophet am 24. November 2073 war das Sandorakel, wie man es bisher gekannt hatte, verschwunden. Der felsige Halbmond hatte zwar noch bestand, doch wo ehemals sanfte Dünen den zentralen Orakelfelsen gebettet hatten, klafften nun Dutzende, teils hunderte Meter tiefe, Spalten und Schluchten. Das Gelände war zu einem Labyrinth geworden, sowohl an der Oberfläche, als auch darunter. Tausende Tonnen Wüstensand hatten viele Verwerfungen aufgefüllt und natürliche Rampen und tiefe Becken aus Treibsand geschaffen. An anderen Stellen führten die Schluchten in enge Klamms, in denen sich sogar Wasser sammelte. Niemand hatte bisher einen Überblick über das unterirdische Ausmaß des Naturphänomens. Zahlreiche Höhleneingänge und Schächte ließen vermuten, dass das Orakel, wie die Inkarnation der Andikan es vorausgesagt hatte, sein Gesicht nur gewandelt hatte.

Soldaten der Fulbe

Insgesamt hatte die SFG 77einunddreißig Personen zur Befreiung des Sandorakels angeführt. Die Fulbe hatten fünf Tote zu beklagen, darunter der Anführer Nahama. Der Schamane Yakuba war an seine Stelle getreten. Weitere zehn Fulbe waren verletzt worden. Die vier Gardisten des Prinzenpaares waren größtenteils unverletzt aus den Kämpfen hervorgegangen. Der angeschossene Troll Dillan und der Norm Noran waren bereits auf dem Weg zurück zur Großen Versammlung, um dort von der Befreiung zu verkünden – von dem Versuch der Rückeroberung und den Landveränderungen wussten sie natürlich noch nichts.

Kämpfer der Tuareg

Im Zuge des Rückeroberungsversuchs, als die SFG 77 sich einen Weg aus dem Labyrinth suchen musste, hatte eine unerwartete Hilfe bei der Verteidigung beigestanden. Zweiundzwanzig Tuareg-Krieger aus der inneren Sahara gelangten an die Oberfläche, als die Landschaft aufbrach und die Schluchten einen Weg freigaben. Ob die Tuareg zufällig dort waren, wie weit die Tunnel vom Sandorakel wegführten und ob sie von der Belagerung durch Mercenary Inc. und die Agooji überhaupt gewusst hatten, blieb vorerst unklar. Möglicherweise wären die tiefen Tunnel unter der Wüste ein alternativer Weg in das Sandorakel gewesen, wenn der Weg der SFG 77 in der Vergangenheit ein anderer gewesen wäre? Tukka und Rafik hatten sich den Tuareg jedenfalls in den Tunneln spontan angeschlossen und ihren bescheidenen Beitrag im Kampf geleistet. Fünf Wüstenkrieger waren verletz, zwei getötet worden.

Auf Seiten des Gegners war die Verteidigung und der Versuch der Rückeroberung des Sandorakels katastrophal gescheitert. Mercenary Inc. hatte vom ersten Gefecht sechs Tote zu beklagen, fünf waren sehr schwer verwundet worden. Weitere fünf waren leicht bis schwer verletzt, darunter auch der Offizier der Besatzungseinheit, LT Westerson. Elf Soldaten hatten sich in der Endphase der Eroberung ergeben, so dass von den ursprünglich 23 Soldaten vor Ort 16 gefangen genommen wurden. Ein Soldat war mit einem Agooji in die Tunnel geflohen und dort verschollen.

Der eilige Versuch einer Rückeroberung wurde durch die Fulbe und Tuareg, sowie die SFG 77 in der Endphase des Kampfes, vereitelt. Zwei Flugzeuge hatten 24 Fallschirmjäger abgesetzt, die sich plötzlich einer sich verändernden Landschaft ausgesetzt sahen. Von den vier abgeworfenen leichten Kampfpanzern gelten zwei als verschollen, einer wurde durch Zoé vernichtet und einer durch Copper erobert. Ein Kampfbomber fiehl einer Luftwabwehrrakete der Fulbe zum Opfer. Den zweiten hatte Zoé von ihrem eroberten Panzer aus vom Himmel gepflückt. Einer der Piloten überlebte leicht verletzt und konnte gefangen genommen werden.

Hughes M-3 „Boar“

Sehr zum Gefallen des Lieutenant hatten Lomo und Wasotu vor Beginn der Gegenoffensive den erbeuteten Helikopter in Sicherheit gebracht. Lomo hatte kurzerhand dem Piloten von Mercenary Inc. eine Schrotflinte an den Kopf gehalten und ihn dazu gezwungen, das Vehikel einige Kilometer südlich in den Hügeln zu verstecken. So waren die beiden Scrapper dem heißen Kampfgeschehen entkommen und der Helikopter war unbeschädigt geblieben. So manch einer – vielleicht auch die beiden Scrapper selbst – waren über den Grad erwiesener Loyalität überrascht. Nachdem der Helikopter zum Sandorakel zurückgeführt worden war bemerkte Zoé alsbald, dass ein Scherzkeks auf die Flanken des Fahrzeugs die schwarzen Kennzeichen „LT-1“ in fetten Druckbuchstaben gemalt hatte.

Die Agooji waren bedauerlicherweise wieder einmal sehr flüchtig und schwer greifbar gewesen. Den ausgelobten Ehrenpreis eines Gefangenen konnte keiner entgegen nehmen. Drei konnten zwar beim Versuch, an die Oberfläche zu gelangen, getötet werden und auch drei mindere Sendgeister waren aufgehalten worden, doch damit sind wahrscheinlich drei weitere – und vielleicht auch ein Söldner der Mercenary Inc. – vorerst entkommen. Dennoch gab es einige Erfolge mit Blick auf geborgene Informationen und Beweismittel. Ein Datenkristall und mehrere BTL- oder Datenchips stammen unmittelbar aus der Hand der getöteten Agooji-Schamanen.

Schlussendlich darf man das strategische Fazit ziehen, dass das neue Sandorakel nun zu einem major hotspot geworden sein dürfte. Mercenary Inc. dreht vermutlich am Rad und auch die Agooji mussten erneut eine Niederlage ihrer Agenda hinnehmen, ohne dass sich die SFG 77 allzu deutlich ins Rampenlicht gestellt hätte. Mit den Tuareg sind zudem weitere, schwer einzuschätzende und unerwartete, Akteure auf das Feld getreten. Damit dürfte sich die Sache letztlich auf zwei Extreme hin zuspitzen: Entweder das Sandorakel wird aus der Agenda gestrichen und der Landstrich bleibt nun von Kämpfen verschont – oder es werden weitere Gruppierungen zum Sandorakel reisen, um die Sache unter Augenschein zu nehmen und friedlich oder gewaltsam in die Situation einzugreifen. Wenn die Agooji und Mercenary Inc. weiterhin pressieren, wird wohl auch eine massivere Vergeltung ausstehen. Dem hätte die SFG 77 wohl nur eine Chance zu begegnen, wenn sie massive Unterstützung ins Feld führen kann. Insbesondere eine Lufthoheit wäre absolut notwendig, um den erwachten Ort zu schützen. In der aktuellen Gesamtlage könnte diese Aufgabe nur durch eine Präsenz weiterer AIM-Truppen bewerkstelligt werden.